Actelion und Syngenta sind zwei industrielle Aushängeschilder nicht nur der Region Basel, sondern der ganzen Schweiz. Nun verlieren beide Unternehmen in diesem Jahr ihre Unabhängigkeit. Setzt man die (lokal-)patriotische Brille auf, dann ist dies gewiss ein Verlust. Aber die Transaktionen entsprechen der Logik des Marktes und der Börse.

Man sollte sich wieder einmal vor Augen halten, welche Chancen und Risiken eine Börsenkotierung darstellen. Eine Kotierung ermöglicht Kapitalaufnahme und schnelleres Wachstum. Firmen akzeptieren an der Börse aber auch, dass sie die Kontrolle über das Aktionariat weitgehend verlieren und sich der permanenten Gefahr aussetzen, übernommen zu werden. Streng genommen darf man wegen der internationalen Aufsplitterung des Aktionariats bei Syngenta oder Actelion auch nicht mehr von Schweizer Firmen sprechen.

Der Appetit auf Firmen wie Actelion und Syngenta darf nicht überraschen. Sie haben gute Zukunftsaussichten, und zumindest Actelion bewegt sich in einem Sektor, der exemplarisch das Fressen-und-Gefressenwerden in der Firmenwelt vorführt: Im letzten Jahr ist der Wert der Übernahmen und Fusionen im Pharmasektor um 14 Prozent auf 201 Milliarden Dollar gestiegen. Und die grossen Pharmakonzerne verfügen noch immer über Finanzressourcen von rund 600 Milliarden Dollar.

Wie sehr und bisweilen absurd sich das Übernahmekarussell im Pharmasektor und in der anverwandten Chemiebranche dreht, zeigte ein Megadeal im letzten Herbst. Der US-Saatguthersteller Monsanto wurde für die Summe von 66 Milliarden Dollar vom deutschen Konzern Bayer geschluckt. Zuvor fühlte sich Monsanto selber im "driver seat" und wollte mehrere Male Syngenta kaufen.

Man lehnt sich nun nicht weit zum Fenster heraus, wenn man prognostiziert, dass weitere Übernahmen von Schweizer Firmen anstehen. Kurz- und mittelfristig wird sich der Fokus auf kleinere Player wie Basilea oder andere Firmen aus der Biotech- und Pharambranche richten. Langfristig ist auch möglich, dass Giganten wie Novartis oder Roche nicht mehr so dastehen wie heute. Dazu ist der Kostendruck im Gesundheitswesen zu hoch. Und dazu funktionioniert der Markt zu gut, wie wir ihn eingerichtet haben.