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Die Hoffnung auf eine Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China scheint sich zunehmend zu verflüchtigen. Das zeigt sich nicht zuletzt an den Reaktionen an den Finanzmärkten in den letzten Tagen. Anleger flüchten aus Aktien und suchen vermehrt sichere Anlagehäfen wie Gold oder den Franken. 

Kann eine Deeskalation in diesem Streit doch noch erreicht werden? "Nein, das kann man nicht". Diese eindeutige und pessimistische Sicht vertritt Uli Sigg, einer der ausgewiesensten China-Kenner in unseren Breitengraden und von 1995 bis 1998 Schweizer Botschafter in China. Sigg war am Montagabend Gast in der Gesprächsreihe "TheTalk @TheStudio" im Pressehaus Ringier, der Talk wurde auf cash.ch im Livestream übertragen. 

Laut Sigg, Gründungspräsident der Wirtschaftskammer Schweiz-China, sind die Präsidenten der USA und China im verbalen Schlagabtausch derart hoch auf den Baum gestiegen, dass sie ohne Gesichtsverlust nicht mehr runterkommen. Sprich: Beide Seiten werden nicht nachgeben. Das mache eine Verhandlungslösung bis August unwahrscheinlich, so Sigg. Zumal US-Präsident Donald Trump mit dem Handelskrieg Wahlkampf betreibe. "Trump will ja 2020 als Präsident wiedergewählt werden."

Im seit fast einem Jahr andauernden Handelskonflikt mit den USA hatte am Wochenende auch China die Tonlage verschärft. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt wirft der US-Regierung vor, einen "Wirtschaftskrieg gegen China" zu führen. Damit solle der Aufstieg der asiatischen Macht verhindert werden. Die Führung in Peking geht nun offenbar von einem lange andauernden Konflikt aus.

Der "Worst Case" im Handelskrieg wäre laut Sigg ein neuer Kalter Krieg. Also ein ideologischer Krieg der  Wirtschaftssysteme, bei dem schlussendlich jedes Land der Welt Farbe bekennen müsse. Die Schuld an den Auseinandersetzungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten gibt Sigg dem US-Präsidenten. Natürlich schwächten die Zölle oder Massnahmen, etwa gegen Huawei, China über eine gewisse Zeit. "Aber der Streit kann nicht für die eine oder andere Seite ausgehen, nein, wir alle müssen das bezahlen. Insbesondere auch die Importeure und Konsumenten in den USA."

Gründer des weltweit ersten Joint Ventures in China

Bereits 1979 gründete Sigg, der seit 2003 auch Vize-Verwaltungsratspräsident von Ringier ist, für den Rolltreppen- und Lifthersteller Schindler das weltweit erste westliche Joint Venture in China. Sigg widerspricht in diesem Zusammenhang der oft gehörten Meinung, dass bei Firmenübernahmen zwischen dem Westen und China ungleiche Spiesse herrschten. Vorschriften gibt es in China fast nur im Finanzsektor. Der Industriebereich ist laut Sigg aber seit Jahrzehnten für Investitionen aus dem Westen offen.

Sigg verweist dabei auf die grössten Aufzugshersteller in China. Der Markt werde weitgehend von ausländischen Anbietern beherrscht. Erst auf Platz sieben befinde sich das erste chinesische Unternehmen. "Wir haben das damals einfach ausgenutzt", erinnert sich Sigg an die Zeit, als er mit Schindler in China den Markt aufrollen konnte. Das Joint Venture habe damals kaum scheitern können, weil es das erste Gemeinschaftsunternehmen war und daher ein Vorzeigeprodukt, sagte Sigg mit einem Lächeln. 

Ursprünglich war Sigg Wirtschaftsjournalist bei Ringier, danach erfolgte der Wechsel zu Schindler. 1984 war der Jurist Mitgründer des Logistikkonzerns Also. Sigg ist der weltweit wichtigste Sammler von zeitgenössischer chinesischer Kunst. Insgesamt besitzt er 2600 derartige Kunstwerke. In China ist er daher auch so etwas wie ein Star, wie die Talk-Moderatorin Christine Maier am Montagabend sagte.

Die Gesprächsreihe "TheTalk @TheStudio", getragen vom Versicherer Helvetia und Ringier, lädt in regelmässigem Abstand Gastreferenten ins Café "The Studio" im Ringier Pressehaus in Zürich ein. Zuletzt waren etwa Bundesrat Alain Berset oder Urs Rohner, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, zu Gast bei Ringier.