Die Bestellungen fielen wegen der sinkenden Nachfrage vom Binnenmarkt und aus den Euro-Ländern um 1,1 Prozent niedriger aus als im Juni, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem weniger als halb so kräftigen Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Damit lagen die Bestellungen zuletzt um 13,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Weder Bundesregierung noch Wirtschaft rechnen mit einer baldigen Wende zum Besseren. Im Gegenteil: Ökonomen zufolge steuert Europas grösste Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.

"Die Entwicklung der Nachfrage beim Verarbeitenden Gewerbe verlief angesichts des Kriegs und der hohen Gaspreise auch zu Beginn des dritten Quartals schwach", kommentierte das Wirtschaftsministerium die Entwicklung. "Für die Industrieunternehmen bleibt der Ausblick auf das zweite Halbjahr gedämpft, was sich auch in einem abgekühlten Geschäftsklima und zurückhaltenden Exporterwartungen widerspiegelt." Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet ebenfalls mit einer Dauer-Flaute. "Lieferkettenstörungen, steigende Energiepreise und hohe Inflationsraten haben der Weltkonjunktur einen Dämpfer versetzt und lassen auch seit Jahresbeginn die Bestellungen von Monat zu Monat sinken", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. "Das sind keine guten Aussichten für die exportorientierte deutsche Wirtschaft."

«Risiko von Stornierungen wächst»

Die Bestellungen aus dem Inland nahmen im Juli um 4,5 Prozent ab. Dagegen wuchsen die aus dem Ausland um 1,3 Prozent: Während hier die Nachfrage aus der Euro-Zone um 6,4 Prozent einbrach, zog das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 6,5 Prozent an. "Dass das Minus ausschliesslich aus dem Inland kommt, passt ins Bild, schliesslich droht vor allem in Deutschland eine Energiekrise", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Die deutsche Wirtschaft steht vor schwierigen Monaten. Ich rechne ab Herbst weiter mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, also mit einer Rezession." Schon im zurückliegenden zweiten Quartal hatte es nur noch zu einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent gereicht.

Der Stopp russischer Gaslieferungen mache eine Energierationierung wahrscheinlich, warnte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Selbst Unternehmen, die bislang noch guter Dinge waren, bekommen in solch einem Umfeld dann doch noch kalte Füsse", sagte Gitzel. "Investitionen werden zurückgestellt, was den Auftragseingang belastet." Zwar würden die Unternehmen noch immer auf einen hohen Auftragsbestand sitzen, "doch das Risiko von Stornierungen wächst".

Die Aufträge für Investitionsgüter wie Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen nahmen diesmal um 0,2 Prozent ab. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern gab es dagegen ein Wachstum von 1,5 Prozent. Die Bestellungen für Konsumgüter brachen um 16,9 Prozent ein. 

(Reuters)