Fernandez betonte, er sei sich mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva einig: "Wir wollen dieses Abkommen anschieben und ins Laufen bringen. Das würde Lateinamerika und besonders dem Mercosur nutzen, es würde Europa nutzen, und es würde auch den Multilateralismus stärken."

Die EU verhandelt mit dem Mercosur, zu dem Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay gehören, schon seit 1999 über ein Handelsabkommen. 2019 wurde zwar ein Durchbruch erzielt, es hakt aber immer noch, vor allem was den Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet angeht, der schon grossteils für die Viehzucht und landwirtschaftliche Nutzung abgeholzt wurde. Mit dem Abkommen entstünde ein Markt mit mehr als 700 Millionen Menschen, der fast 20 Prozent der Weltwirtschaft und 31 Prozent der weltweiten Warenexporte abdeckt. Es wäre die grösste existierende Freihandelszone.

Im Beisein von Scholz und Fernandez wurden auch zwei Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Förderung von Startup-Unternehmen und im Energiebereich unterzeichnet. Bei letzterem geht es vor allem um grünen Wasserstoff, Scholz bekundete aber auch Interesse an argentinischem Flüssiggas. Fernández sagte, Argentinien wolle "ein sicherer Gasproduzent in der Welt werden" und seine Kapazitäten ausbauen. Argentinien verfügt über eines der grössten Schiefergas-Vorkommen der Welt. Aber die Förderung ist schwierig und mit der Fracking-Technik umstritten. Es mangelt an Infrastruktur zur Verteilung im Land und für den Export in andere Länder.

Bei dem Gespräch ging es auch um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Fernández machte klar, dass Argentinien anders als Deutschland keine Absicht habe, die Ukraine mit Waffen zu versorgen. "Argentinien und Lateinamerika denken nicht daran, Waffen an die Ukraine oder irgendein anderes Land in einem Konflikt zu schicken", sagte er.

Medienberichten zufolge bitten die USA mehrere lateinamerikanische Länder, Waffen sowjetischer Bauart an die Ukraine abzugeben. In der UN-Vollversammlung gehörten Argentinien, Brasilien und Chile im März vergangenen Jahres zu den insgesamt 141 Ländern, die den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilten. Von den Staaten Lateinamerikas und der Karibik enthielten sich damals nur Bolivien, El Salvador und Kuba./mfi/mfa/DP/stw

(AWP)