Mit dem Zinsschritt, der den Leitzins von -0,75 auf -0,25 Prozent anhebt, hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die meisten Ökonomen überrascht. Ungewohnt aber war auch der Wortlaut im Communiqué: Die Währungshüter heben den Zins vor allem deswegen so stark an, weil sie einen übermässigen Preisauftrieb befürchten. 

Inflationsbekämpfung wird zentral, und dies rückt das bisherige SNB-Mantra, den Franken nicht aufwerten zu lassen, etwas in den Hintergrund. Höhere Zinsen und das Ziel eines schwächeren Frankens sind nicht leicht zu verknüpfen. Wenn die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und anderen Währungsräumen schrumpft, begünstigt dies die Franken-Aufwertung.

Dies sagen Ökonomen und Anlageprofis zum SNB-Zinsentscheid

Dies spielt besonders beim Euro eine Rolle: Bisher hat die Zinsdifferenz bei 0,75 Prozentpunkten gelegen. Nach dem SNB-Zinschritt und der für Mitte Juli erwarteten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 0,25 Prozentpunkte betrüge der Unterschied noch bei 0,5 Prozentpunkte. 

Analyst: SNB gibt Bemühungen zur Franken-Abwertung auf

Nach dem SNB-Zinsentscheid wertete der Franken zum Euro bereits um run 2 Prozent auf. Das Währungspaar notiert nun zu einem Verhältnis von 1 zu 1,0168. Und der Kursrutsch des Euro ist noch nicht unbedingt am Ende. "Mit dem Zinsschritt nimmt die SNB in Kauf, dass der Franken vor allem gegenüber dem Euro weiter stark bleibt oder sogar noch aufwertet", schreibt etwa die Helvetische Bank in einem Kommentar.

 

 

Analysten sparen nicht mit deutlichen Einschätzungen. "Wir glauben, dass die heutige Ankündigung eine Wende in ihrer Währungspolitik signalisiert", schreibt Alan Mudie, Anlagechef des Vermögensverwalters Woodman mit Niederlassungen in Zug und London.

Indem sie der EZB zuvorgekommen sei, habe die SNB signalisiert, dass sie ihre Bemühungen um eine Begrenzung der Frankenstärke gegenüber dem Euro und dem US-Dollar aufgebe - ein stärkerer Franken werde dazu beitragen, den importierten Inflationsdruck zu dämpfen.

Parität, weil SNB nicht mehr viele Euros kauft?

Mudie schreibt weiter, dass ein Gleichstand zwischen Euro und Franken nun in Reichweite sei. "Wir gehen davon aus, dass die Händler den Franken weiter nach oben treiben werden, vielleicht bis zur Parität zum Franken." 

Das Direktorium SNB-Präsident Thomas Jordan hat nach dem Zinsentscheid angedeutet, dass sowohl Devisenverkäufe als auch Devisenzukäufe in Zukunft möglich seien. Die Möglichkeit von Devisenverkäufen, mit denen die auf fast 1000 Milliarden Franken angeschwollene Bilanz der Notenbank reduziert werden könnte, war neu. Devisenkäufe zur Schwächung des Frankens gehören seit Jahren zum Repértoire der SNB. 

Credit-Suisse-Analyst Maxime Botteron allerdings glaubt, dass die Neigung zu Devisenkäufen nicht mehr sehr ausgeprägt ist: "Wie auch immer, wir glauben, dass die Schwelle für Käufe ausländischer Währungen während geldpolitischen Zinserhöhungen ziemlich hoch ist", schreibt er in einer Marktnotiz der Grossbank.

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