Zur Beruhigung der Anleger kündigte die Bank of England (BoE) am Dienstag den Kauf inflationsgeschützter Papiere an. Diese werden in der Regel von Pensionsfonds gehalten.

BoE-Gouverneur Andrew Bailey deutete eine Ende des temporären Kaufprogramms zum Wochenende hin an. Die Pensionsfonds und andere Investoren hätten drei Tage Zeit, um ihre Probleme zu lösen. "Wir haben mitgeteilt, dass wir bis zum Ende der Woche aussteigen wollen. Wir denken, dass die Rebalancierung sein muss."

Der neue britische Finanzminister Kwasi Kwarteng hatte jüngst mit Plänen für schuldenfinanzierte Steuersenkungen Zweifel an der Finanzierbarkeit dieser Entlastungen geschürt. Milliardenschwere Geldspritzen der BoE beruhigten die Lage nur kurzfristig. In mehreren Wellen kam es immer wieder zu einem Ausverkauf am Anleihenmarkt - auch jüngst. Laut der Notenbank entstand dadurch eine "materielle Gefahr" für die Finanzstabilität, der sie mit den zusätzlichen Notmassnahmen begegnen will.

IWF kritisiert Grossbritannien

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erneuerte seine Kritik am Vorgehen der Regierung, die mit ihren Steuer- und Ausgabenplänen der BoE bei der Inflationsbekämpfung in die Quere komme. Der IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas sagte die Zentralbank versuche die Geldpolitik zu straffen, während die Regierung die Gesamtnachfrage ankurbeln wolle.

Kwarteng sieht sich in seiner Linie durch den IWF aber auch in gewisser Weise bestätigt. Er verwies darauf, dass der Fonds seine Wachstumserwartungen für Grossbritannien aufgrund der von ihm angekündigten Finanzpolitik erhöht habe. Der IWF erwartet, dass das britische Fiskalpaket das Wachstum wohl etwas ankurbeln wird - über seine Prognose für ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent im Jahr 2023 hinaus, die der Fonds noch vor Kwartengs Ankündigung im September abgeschlossen hatte.

Regierungschefin Liz Truss liess mitteilen, die Notmassnahmen der Zentralbank stünden im Einklang mit dem Ziel der Finanzstabilität. Die Frage, ob das vorübergehende Kaufprogramm wie geplant am 14. Oktober enden soll, will sie der Zentralbank überlassen. "Die Notwendigkeit, dass diese eingreift, ist ein Zeichen dafür, wie verunsichert die britischen Märkte nach Trussonomics sind", sagte Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank in London. Mit Trussonomics wird der wirtschaftspolitische Kurs der konservativen Premierministerin umschrieben, die mit Steuersenkungen die Wirtschaft ankurbeln will. Offen ist, ob dadurch die Verschuldung weiter ansteigt oder sich die Massnahmen alleine tragen, wie die Regierung hofft.

Neue Zinserhöhung

Die Notenbank steht auch geldpolitisch unter Zugzwang, da die Inflationsrate im Zuge der Energiekrise mit zuletzt 9,9 Prozent weit über dem Stabilitätsziel der Währungshüter von 2,0 Prozent liegt. Die BoE hat den Leitzins bereits von 0,1 Prozent im Dezember auf aktuell 2,25 Prozent angehoben. An den Finanzmärkten wird für den Zinsentscheid am 3. November auf eine Erhöhung um einen vollen Prozentpunkt spekuliert.

Einige Investoren halten gar 1,25 Prozentpunkte für möglich. Sie sehen die Wahrscheinlichkeit hierfür bei etwa 25 Prozent. Mit einem solchen Schritt könnte sich die BoE auch gegen die inflationären Auswirkungen von Kwartengs Steuersenkungen stemmen. 

(Reuters/cash)