"Das Haus" seien in diesem Fall vor allem die großen, traditionellen Investmentfonds, sagt Larry Harris, Wirtschaftsprofessor an der USC Marshall School of Business und früherer Chef-Volkswirt der US-Börsenaufsicht SEC.
Bei GameStop und anderen Werten hatten sich sogenannte Leerverkäufer, vor allem Hedgefonds, Aktien der betreffenden Unternehmen geliehen und sie umgehend verkauft. Sie setzten darauf, sich bis zum Rückgabe-Termin billiger mit den Papieren eindecken zu können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein.
Kleinanleger durchkreuzten nun diese Pläne, indem sie sich im Internet zu gezielten Käufen verabredeten. Folge: Weil der Aktienkurs nicht wie erhofft fiel, musste die Hedgefonds ihre Wetten auflösen, um ihre Verluste zu minimieren. Dies gab Gamestop & Co zusätzlichen Schub.
Klassische Vermögensverwalter, die Aktien längerfristig halten, um von Kurssteigerungen und Ausschüttungen zu profitieren, verdienen an diesen Geschäften gleich doppelt: Einerseits kassieren sie von Hedgefonds Leihgebühren. Da ihnen zudem die Papiere offiziell noch gehören, streichen sie bei Kurssteigerungen Buchgewinne ein. Dem Branchendienst DataLend zufolge belief sich das Volumen der Gebühren für Aktien-Ausleihe 2020 weltweit auf 7,66 Milliarden Dollar.
Der "Fidelity Low-Priced Stock Fund" des Vermögensverwalters Fidelity hält nach der jüngsten Pflichtmitteilung derzeit zwei Millionen GameStop-Aktien. Vor Beginn der Kursexplosion lag der Wert dieses Pakets bei rund 40 Millionen Dollar. Zum bisherigen Rekordhoch von 482,95 Dollar schwoll er auf knapp eine Milliarden Dollar an. Zu einem möglichen Verkauf von GameStop-Anteilen wollte der Fonds keine Auskunft geben. In den Depots des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock liegen sogar 9,2 Millionen Papiere, die aktuell rund vier Milliarden Dollar wert sind.
Bei den Brokern brummts
Eine weitere Gruppe von Profiteuren sind Brokerhäuser wie Charles Schwab oder Citadel Securities, sagt Professor James Angel von der Georgetown University. Ihnen spülten die gestiegenen Handelsumsätze zusätzliche Gebühren in die Kasse. Am Donnerstag wechselten an der Wall Street knapp 20 Milliarden Aktien den Besitzer, fast ein Drittel mehr als im Durchschnitt der vorangegangenen Tage.
Für die bei Kleinanlegern beliebten Online-Broker ist der Börsen-Hype dagegen ein zweischneidiges Schwert. Einem Bericht der "New York Times" zufolge benötigte die Handelsplattform Robinhood.com, der eine zentrale Rolle bei den aktuellen konzertierten Kleinanlegerkäufen zugeschrieben wird, kurzfristig eine milliardenschwere Finanzspritze.
Der Online-Broker hatte zuvor mitgeteilt, wegen des gestiegenen Handelsvolumens höhere Sicherheiten hinterlegen zu müssen. In Deutschland brachte der Anleger-Ansturm die Handelssysteme des Online-Brokers Trade Republic an seine Grenzen.
(Reuters)