Hinter dem möglichen Streik würden 92 Prozent der Abstimmenden stehen, teilte die Gewerkschaft Unia am Donnerstag mit. In den Verhandlungen um den ablaufenden Landesmantelvertrag wollten die Arbeitgeber die geltenden Arbeitszeitbestimmungen abschaffen, warf Unia dem Schweizerischen Baumeisterverband vor. Ältere Bauarbeiter würden lohnmässig zurückgestuft und ihre Kündigung erleichtert.
Künftig wolle der Verband Arbeitszeiten kurzfristig anordnen. Damit würde die Arbeitszeit unplanbar und die Arbeit auf Abruf normal. Den Bauarbeitern drohen Unia zufolge Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden am Tag und 58 Stunden pro Woche. Diese "radikalen Forderungen" würden sogar dem Arbeitsrecht widersprechen, machte Unia geltend.
Wegen der Teuerung verlangen die Baubeschäftigten auch eine Reallohnerhöhung. Die Arbeitgeber würden diese aber an die Abschaffung der gültigen Arbeitszeitbestimmungen knüpfen, kritisierte Unia. Bereits heute würden 30 Minuten Reisezeit an eine Baustelle nicht bezahlt. Hochgerechnet ergebe das zwei Wochen Gratisarbeit im Jahr. Das sei illegal. Trotzdem bestehe die Arbeitgeberseite darauf.
Baumeister mahnen Friedenspflicht an
Der Baumeisterverband konterte, er führe konstruktive Verhandlungen im gemeinsamen Interesse der Sozialpartner. Er stelle sich die Frage, ob die Gewerkschaften Unia und Syna überhaupt einen neuen Landesmantelvertrag wollten.
Ihre Streikaufforderung sende gegenteilige Signale und ignoriere die Friedenspflicht. Die Gewerkschaften müssten sich an die vereinbarten Spielregeln halten und dürften den Baustellenbetrieb nicht durch Besuche, Umfragen sowie die geplanten Proteste und Streiks stören. Jede Störung gehe zulasten aller Beteiligten.
An der sechsten Verhandlungsrunde am 21. Oktober werde der Verband von den Gewerkschaften "unmissverständlich" die Absage von Kampfmassnahmen fordern. Für die Baumeister stünden Verbesserungen beim Gesundheitsschutz im Vordergrund, um als attraktive Branche Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Der aktuelle Landesmantelvertrag läuft am 31. Dezember aus.
(AWP)