Dem DIW zufolge stieg das Bauvolumen nominal, also in aktuellen Preisen, um 13,6 Prozent. Der Bau war 2022 aber von kräftigen Preissteigerungen geprägt, was den Umsatz auf dem Papier in die Höhe schnellen lässt. Rechnet man die kräftigen Preissteigerungen raus, bleibt laut DIW ein Minus von 2 Prozent. Beim Wohnungsneubau ging das Bauvolumen demnach sogar um 4,5 Prozent zurück. Nach Zahlen des Bundesamts für Statistik ist auch der Auftragseingang in den ersten zehn Monaten kalender- und preisbereinigt deutlich zurückgegangen - auch das zeigt die angespannte Lage im Baugewerbe.

Eine Trendwende ist zunächst nicht in Sicht: Die Bundesregierung hatte ursprünglich den Neubau von jährlich 400 000 Wohnungen als Ziel ausgegeben. Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes erwartet aber, dass im laufenden Jahr nur 245 000 Wohnungen fertig werden. Das wären noch mal 12 Prozent weniger als für 2022 prognostiziert (rund 280 000). Das Ziel der Bundesregierung würde also erneut deutlich verfehlt.

Die Autoren der DIW-Studie beschreiben ihre Erwartungen für die Zukunft ähnlich: Sie rechnen im laufenden und im kommenden Jahr aufgrund von schlechteren Finanzierungsbedingungen und politischer Unsicherheit mit zurückhaltenderen Investoren. "Inflationsbereinigt wird das Bauvolumen in diesem Jahr wohl noch negativ sein und erst ab 2024 wieder im Plus liegen, aber auch dann dürfte der Wohnungsbau, insbesondere der Neubau, der Gesamtentwicklung noch hinterherhinken", meint Studienautor Martin Gornig.

Er fordert daher einen Strategiewechsel. Zwar habe die Bundesregierung schon Massnahmen zur steuerlichen Förderung des Wohnungsbaus beschlossen, sie müsse aber stärker auf die Nachverdichtung im Bestand fokussieren, um bezahlbaren neuen Wohnraum gerade in den Ballungsräumen zu schaffen. Zudem müssten die Unternehmen gefördert werden, um Kapazitäten aufbauen zu können. So könnte Engpässen im Angebot und damit auch Preissteigerungen entgegengewirkt werden./nif/DP/stk

(AWP)