Um den Brexit-Deal zu retten, will sich Theresa May opfern: Das Austrittsabkommen mit der Europäischen Union, das die Premierministerin Grossbritanniens ausgehandelt hat, findet im Parlament keine Mehrheit. Nun hat sie ihren Rücktritt in Aussicht gestellt, sollte das Abkommen doch noch durchkommen.
Umstritten sei das Abkommen vor allem aus zwei Gründen, sagt cash-Redaktor Marc Forster, der sich schon lange intensiv mit dem Brexit beschäftigt. Grossbritannien muss der EU etwa 40 Milliarden Pfund als Ablösesumme zahlen - ohne, dass als Gegenleistung ein künftiges Handelsabkommen vereinbart wurde. Zudem könnte die Grenze zwischen Irland und Nordirland im neuen Zollregime wieder härter werden.
May will am Freitag zum dritten Mal über Brexit-Deal abstimmen lassen |
Das Rücktrittangebot von May scheint aber nun etwas Bewegung in die Diskussion zu bringen. Noch fehlen etwa 30 Stimmen, aber prominente Kritiker Mays wie Boris Johnson hätten sich nun hinter das Abkommen gestellt, sagt Marc Forster im Video-Interview. "Es gibt eine Möglichkeit, dass das Abkommen noch angenommen wird."
Die grössten Gegner von Mays Deal behaupten, das ausgehandelte Abkommen sei quasi eine Weiterführung der EU-Mitgliedschaft. Laut cash-Redaktor Forster stimmt das so nicht. Das Königreich bleibe zwar "nahe an der EU", aber in etlichen Punkten finde effektiv ein Austritt statt. Dazu gehören die Personenfreizügigkeit, die Regulierung des Dienstleistungssektors sowie die Fischerei- und Agrarpolitik.
Vor allem Wirtschaftsvertreter befürchten einen EU-Austritt ohne Abkommen. Doch ein solches No-Deal-Szenario hält Marc Forster für unrealistisch: "Das Parlament oder die Regierung würde das durch eine Notmassnahme verhindern. Beispielsweise durch eine Verlängerung der Austrittsfrist."
Wie sieht das Prozedere zur Nachfolge von May aus, und welche Folgen haben die ganzen Brexit-Wirren für die Schweizer und den Franken? Auch diese Fragen werden im Video-Interview beantwortet.