Die Schweizer Pensionskassen haben die jüngste Börsenrally mehr oder weniger versäumt. Der Swiss Performance Index (SPI) hat in diesem Jahr bereits um 21 Prozent zugelegt. Doch die hiesigen Vorsorger schöpfen ihr Aktienpotenzial nicht genügend aus. Wie eine aktuelle, unter 343 Vorsorgeeinrichtungen durchgeführte Umfrage von Swisscanto ergibt, beträgt die Aktienquote 27,6 Prozent – deutlich unter dem Höchstwert von 30,7 Prozent Ende 2006.

"Im Rückblick ist diese Quote sicher zu tief", gesteht Swisscanto-CEO Gérard Fischer im cash-Video-Interview. Aber man müsse unterscheiden. Nicht alle Kassen hätten die Risikofähigkeit, um ihre Aktienquote zu erhöhen. Und der Zeitpunkt, diese Quote jetzt anzupassen, sei laut Fischer eher ungünstig: "Wir sind der Meinung, dass nach dieser Börsenrally eine massive Erhöhung nicht angebracht ist."

Im internationalen Umfeld steht die Schweiz diesbezüglich aber nicht alleine da. Auch in Deutschland haben es die Pensionskassen und auch Versicherer versäumt, auf den Börsenzug aufzuspringen. Das sagt Ralf Bräuer, der bei Universal in Frankfurt das institutionelle Geschäft leitet. Die Gesellschaft stellt die Fondsplattform für kleine und mittelgrosse Versicherer und Pensionskassen zur Verfügung.

Den jüngsten Boom an den Aktienmärkten und damit die Chance auf Rendite hätten viele institutionelle Investoren an sich vorbeiziehen lassen, sagt Bräuer kürzlich zu Reuters. Denn bei den Investitionsentscheiden spielt immer die Angst mit. Aktien seien volatile Anlagen, die einem schon mal die Bilanz verhageln könnten, so Bräuer.

Weiterhin tiefe Zinsen

Im aktuellen Tiefzinsniveau ist die Herausforderung für die Pensionskassen gross, die angestrebten Renditen zu erreichen. Peter Bänziger, CIO von Swisscanto, sagte an einer Pressekonferenz am Mittwoch in Zürich, die Performance der Pensionskassen dürfte sich Mitte September zwischen 3 und 6 Prozent bewegen.

"Je höher der Aktienanteil, desto besser die Performance", so Bänziger. Kurzfristig würden verschiedene Unsicherheitsfaktoren die Pensionskassen belasten: Zeitpunkt und Volumen des Fed-Tapering, die geopolitische Lage im Nahen Osten und der Kapitalrückzug aus den Schwellenländern. Langfristig erkennt Bänziger bei europäischen Aktien noch Potenzial. Dieser Markt sei deutlich unterbewertet.

Die tiefen Zinsen dürften den Pensionskassen allerdings noch für einige Zeit Kopfschmerzen bereiten. "Wir gehen nicht davon aus, dass sich das schnell ändern wird. Denn Staaten, die von tiefen Zinsen abhängen, geraten in Schwierigkeiten, wenn sie plötzlich mehr Schuldzinsen bezahlen müssen", so Swisscanto-CEO Fischer.

Was den Deckungsgrad betrifft, sind die Schweizer Pensionskassen unterschiedlich gut aufgestellt. Die privatrechtlichen Kassen weisen einen Deckungsgrad von 109,3 Prozent auf. 2012 hatte der Wert 107,6 Prozent betragen. Die öffentlich-rechtlichen Kassen ohne Staatsgarantie verbesserten sich von 100 auf 101,4 Prozent und die öffentlich-rechtlichen mit Staatsgarantie von 73,7 auf 75,2 Prozent.

Im cash-Video-Interview äussert sich Gérard Fischer zudem zum geplanten Umwandlungssatz von 6 Prozent und zur Sicherheit der Renten in 33 Jahren.