Die brasilianische Variante ist etwa ähnlich einzuschätzen wie die britische und die südafrikanische, wie Martin Ackermann, der Präsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce, vor den Bundeshausmedien sagte.
Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG, erklärte, die brasilianische Mutation könne Menschen anstecken, die bereits eine Infektion mit dem Coronavirus hinter sich haben. Ihr Amt kläre derzeit ab, wie die brasilianische Mutation in die Schweiz gelangt ist. Wo die Variante auftrat, war nicht bekannt.
In der Schweiz sind bisher 4411 Fälle mit den mutierten Coronavirus-Varianten entdeckt worden, rund 60 Prozent mehr als noch vor einer Woche. Epidemiologen schätzen ihren Anteil mittlerweile landesweit auf 30 bis 40 Prozent aller Ansteckungen.
Bisher 1692 entdeckte Fälle wurden der britischen Variante (B.1.1.7) zugeschrieben und 69 der südafrikanischen (B1.351). Bei den übrigen 2650 Fällen war eine Mutation nachgewiesen, die Linie aber unklar.
In Genf machten die mutierten Varianten bereits etwa 60 bis 70 Prozent der bestätigten Fälle aus, sagte der Berner Epidemiologe Christian Althaus. Der Kanton Genf sei damit dem Rest der Schweiz ein bis zwei Wochen voraus.
Grenzregeln werden eingehalten
Am ersten Tag mit dem neuen Corona-Regime an den Schweizer Grenzen gab es keine wesentlichen Probleme. Das Verständnis bei den Reisenden sei sehr gross, sagte Christian Bock, Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV).
217 Personen hätten am Montag die Meldepflicht nicht beachtet, 26 keinen gültigen PCR-Test vorgelegt und eine Person habe deswegen auf die Einreise in die Schweiz verzichtet. Den Gesundheitsbehörden seien somit 25 ungültige Tests gemeldet worden.
Bussen stellten die Zollbeamten vorerst noch keine aus. Für die Missachtung der Meldepflicht ist eine Busse von 100 Franken vorgesehen, für einen fehlenden PCR-Test eine solche von 200 Franken. Gemäss Bock ging der Grenzverkehr zurück. Systematische Kontrollen gibt es nicht.
Einzelne Fluggesellschaften in Genf oder auch die TGV-Betreiberin hätten die Passagiere nicht über die neuen Ein- und Ausreiseformalitäten informiert. Das Problem sei aber unterdessen gelöst, sagte Bock.
Bevölkerung bewegt sich zu viel
Ackermann sieht bei der Reduktion der Mobilität der Bevölkerung noch Potential. Die durchschnittlich zurückgelegte Distanz sei in den letzten Wochen um weniger als 10 Prozent auf durchschnittlich 30 Kilometer zurückgegangen. Während des Lockdowns im vergangenen Jahr seien es weniger als 20 Kilometer gewesen.
Ackermann betonte, dass sich die Ansteckungen mit den bekannten Virenstämmen inzwischen alle vier Wochen halbierten. Das sei ein Hinweis auf die Wirksamkeit der am 18. Januar beschlossenen Massnahmen.
Sorgen bereiteten hingegen die neuen Varianten, die rund 50 Prozent ansteckender sind. Bei der Variante B.1.1.7 verdoppeln sich die Infektionen einmal in zehn Tagen.
Westschweizer garantieren zweite Dosis
Auch das Impfen war Thema an der Medienkonferenz. Die Westschweizer Kantone können ihren bereits geimpften verletzlichen Personen die zweite Impfdosis garantieren. Die zweite Impfung erfolge vier bis sechs Wochen nach der ersten, sagte Karim Boubaker, Waadtländer Kantonsarzt und Präsident der Kommission der Westschweizer Kantonsärztinnen und -ärzte.
Zu den Massentests in den Skigebieten seines Kantons am Wochenende erklärte Boubaker, 23 Infektionsketten hätten so unterbrochen werden können. Unter den gefundenen Angesteckten seien auch solche ohne Symptome gewesen.
(AWP)