Zinserhöhungen der US-Notenbank, Androhung von Zöllen durch den US-Präsidenten Donald Trump und politische Umwälzungen in Europa: Die Finanzmärkte haben in den vergangenen Wochen nervös auf externe Einflüsse reagiert. Und das in einer Phase, in der überall auf der Welt weiterhin relativ gute Unternehmenszahlen vorgelegt wurden, ein Faktor, der normalerweise die Aktienbörsen antreibt.

Weitere Schwankungen an den Märkten bleiben den Anlegern wohl nicht erspart: "Die Märkte werden sehr volatil bleiben, wir haben eine sehr unsichere Situation", sagt Karsten Junius, Chefökonom der Vermögensverwaltungsgruppe J. Safra Sarasin, im cash-Börsen-Talk. Zwar seien Befürchtungen, die vergangenes Jahr die Runde gemacht hatten, nicht eingetreten: Ein Krieg um Nordkorea, eine Rezession in den USA oder ein Erlahmen der chinesischen Wirtschaft. An deren Stelle traten aber neue Risiken, die aktuell die Märkte bewegen.

Gerade weil die gesamtwirtschaftliche Lage so robust sei, verändere sich der Implus bei den Notenbanken: "Die Zentralbanken, die amerikanische voran, legen ihren Fokus auf andere Probleme wie die Inflaton", sagt Junius. Die heftigen Abwärtsbewegungen an den Börsen Ende Januar und Anfang Februar gingen auf Ängste zurück, dass eine steigende Inflation und ein höheres Lohnniveau in den USA zu schnelleren Zinsschritten führen könnten.

Nur Verlierer bei Handelskrieg

Die nächste Zinsentscheidung der Fed ist am 21. März. Am Markt wird fest damit gerechnet, dass die Notenbank den Leitzins dann in eine Spanne von 1,50 Prozent bis 1,75 Prozent anheben wird. Zuvor hatten die US-Notenbanker für das laufende Jahr drei Zinserhöhungen signalisiert. An den Finanzmärkten werden mittlerweile aber auch vier Zinsschritte nicht ausgeschlossen.

Beim Streit um Importzölle, welche die USA auf Stahl und Aluminum verhängen wollen, gehört Junius zu den Pessimisten: "Es droht ein Handelskrieg." Dieser werde aber nur Verlierer haben. Weil die Steuerreform - die Junius grundsätzlich positiv wertet - das Wachstum der USA antreibe und so die US-Handelsbilanz verschlechtere, versuche man mit mehr Protektionismus dagegenzuhalten. Dies bringe zwar wenig, führe aber zunächst zu klar zu volatileren Märkten.

Die Handelsbeschränkungen, wie sie US-Präsident Trump angekündigt hat, haben zu heftigen Wortwechseln zwischen den grossen Wirtschaftsblöcken USA, EU und China geführt. Junius gibt zwar keine Prognose ab, wie ein Handelskrieg ausgehen könnte. Er sagt gleichzeitig, dass jene Wirtschaftsmacht sich durchsetzen werde, welche sich besonders rücksichtslos zeige und internationale Handelsregeln am wenigsten beachte. "Die US-Regierung hat diese Dinge derzeit nicht so stark im Fokus."

Auf defensive Schweizer Aktien setzen

Abgesehen von diesen politischen Konflikten schauen die Märkte aber auch weiterhin auf die Fundamentaldaten. In dieser Hinsicht gehe es der Schweizer Wirtschaft sehr gut, sagt Junius: Die Arbeitslosigkeit sinke, die Auftragseingänge schnellten nach oben, genauso die Stimmung.

Das Gros der Schweizer Unternehmen legte solide Unternehmenszahlen vor und nährte damit Erwartungen, dass auch die Halbjahreszahlen gut sein werden. Zahlreiche börsenkotierte Unternehmen erhöhten auch die Dividende. Einzig im SMI sieht die Bilanz etwas schlechter aus: Mit Ausnahme der Versicherungen und dem Baustoffhersteller Sika fielen die Zahlen zum Teil durchwachsen, bei den Pharmaunternehmen gar eher enttäuschend aus.

Anlegern nützt die insgesamt positive Stimmung aber nur bedingt, wie Junius mahnt: "Diese gute Situation ist in den Aktienmärkten schon eingepreist." Dies biete derzeit keine gute Ausgangslage für zyklische Aktien. Vor allem von Industrietiteln würde Junius im Moment eher die Finger lassen. "Defensive Werte sollte man dafür eher übergewichten." Damit würden Anleger dem volatilen Marktumfeld auch besser Rechnung tragen.

Im cash-Börsen-Talk beantwortet Karsten Junius auch die Frage, ob Italien ein erneutes Aufflammen der Eurokrise verursachen könnte. Die weitere Entwicklung der Eurozone werde nach den Wahlen vom vergangenen Sonntag wieder unsteter.