“Es gibt eine Entfremdung zwischen Deutschland und der EZB, und ich sehe das mit Sorge”, sagte Asmussen in einem Interview zu den Herausforderungen für Lagarde und Isabel Schnabel, ihre designierte deutsche Kollegin im EZB-Direktorium. Schnabel wurde am Mittwoch nominiert und wird einen Posten einnehmen, den Asmussen zwei Jahre lang bis Anfang 2014 innehatte.
“Isabel Schnabel und die EZB werden dem entgegenwirken müssen”, sagte Asmussen. “Christine Lagarde wird die Kommunikation mit der Öffentlichkeit suchen müssen und ich bin mir sicher, dass sie das tun wird.”
Von den vier Deutschen, die bisher dem Direktorium angehörten, ist Asmussen der einzige, der Karriere in der Ministerialbürokratie und nicht in der Bundesbank gemacht hat. Vor diesem Hintergrund verteidigte er die EZB oft öffentlich bei Veranstaltungen im ganzen Land, auch in kleineren Städten. Dies sei der richtige Ansatz, um bei den Deutschen Verständnis für die Politik der Zentralbank zu wecken.
“Sie müssen kommunizieren, nicht nur in Frankfurt, München oder Berlin”, riet Asmussen den Novizinnen in der EZB. “Es ist schwierig, aber man muss die urbanen Zentren und das Fachpublikum verlassen.”
«Sie ist eine gute Wahl»
Insbesondere Schnabel müsse sich auf das deutsche Publikum konzentrieren, sagte Asmussen, der heute als Managing Director für Lazard & Co tätig ist. Er begrüsste die Entscheidung der Bundesregierung, die Wirtschafts- und Finanzprofessorin zu nominieren.
“Sie ist eine gute Wahl, weil sie öffentlich gegenüber der EZB neutral aufgetreten ist”, sagte er. “Die Ernennung von Isabel Schnabel ist ein Zeichen aus Berlin, dass es eine Bereitschaft gibt, konstruktiver zu sein.”
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann war im September auf der Verliererseite eines Streits über die Wiederaufnahme der quantitativen Lockerung durch den scheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi, der sich zu einer beispiellosen Revolte von Abweichlern auswuchs, zu der auch Schnabels deutsche Vorgängerin Sabine Lautenschläger gehörte.
Die schwelende Spaltung im EZB-Rat sei “nicht gesund und muss dringend behoben werden”, sagte Asmussen. Lagarde müsse hierzu dringend den Teamgeist in der Zentralbank verbessern und dafür sorgen, dass einmal getroffene Entscheidungen mit einer Stimme verteidigt werden. “Alles andere irritiert - die Finanzmärkte und die Öffentlichkeit.”
(Bloomberg)