Die Regeln schreiben den EU-Staaten Obergrenzen vor. Die Ziele des sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspaktes, Schulden bei maximal 60 Prozent der Wirtschaftsleistung zu begrenzen und Haushaltsdefizite unter 3 Prozent zu halten, bleiben dem Vorschlag zufolge bestehen. Allerdings soll es vor allem für das Erreichen des 60-Prozent-Ziels keine einheitlichen Vorgaben mehr geben: Individuelle Pläne sollen Ländern mit übermässiger Verschuldung mehr Zeit und Flexibilität einräumen. Auch soll die Überwachung der Umsetzung vereinfacht werden. Verstösse sollen leichter geahndet werden können. Die Mitgliedstaaten und das EU-Parlament müssen nun über die vorgeschlagenen Reformen verhandeln.

"Wir leben in einer sehr anderen Welt als vor 30 Jahren. Andere Herausforderungen, andere Prioritäten", sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis. Die neuen Regeln müssten diese Veränderungen widerspiegeln. "Die EU steht auch vor einem massiven Reform- und Investitionsbedarf für den grünen und digitalen Wandel, zur Stärkung unserer sozialen und wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit und zur Sicherung der langfristigen Energieversorgung."

Die hoch verschuldeten Länder hätten nach dem Vorschlag vier Jahre lang Zeit, um das Defizitziel zu erreichen und ihre Schulden zu senken. Solange das Defizit über drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, müssen sie demnach ihre Schuldenquote um jährlich einen halben Prozentpunkt verringern.

Deutschland hatte in der monatelangen Debatte über die neuen Regeln solche Mindestvorgaben gefordert. Allerdings sollten nach Vorstellung des Finanzministeriums Länder mit hohen Schuldenquoten diese um mindestens einen Prozentpunkt jährlich senken müssen. Bei Ländern mit mittleren Schuldenquoten soll es ein halber Prozentpunkt sein. Die Positionen zur den Schuldenregeln sind in den einzelnen EU-Ländern sehr unterschiedlich.

Wegen der Corona-Krise sowie der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine wurden die Regeln vorübergehend ausgesetzt. Sie sollen ab 2024 wieder gelten. Bislang müssen Staaten normalerweise fünf Prozent der Schulden, die über der 60-Prozent-Marke liegen, im Jahr zurückzahlen. Für hoch verschuldete Länder wie Italien oder Griechenland wäre das für das Wachstum verheerend. Auch vor der Pandemie wurde das Regelwerk oft missachtet - auch von Deutschland./red/DP/jha

(AWP)