Wenn er einen Fehler begangen habe, dann 2014, als er sich in der Belegschaft "vielleicht im Ton vergriffen" und "hart kommuniziert" hatte, sagte der 57-Jährige in dem am Sonntag ausgestrahlten Gespräch mit dem Sender Radio 1.
Der Grund seien vor allem die Strukturen beziehungsweise der damalige Tamedia-Konzern gewesen, der ihm strenge Vorgaben zur Einsparung von über einer Million Franken innerhalb eines Jahres aufgedrückt habe. "Ich stand extrem unter Druck", sagte Canonica.
Die frühere "Magazin"-Redaktorin Anuschka Roshani hatte in einem Gastbeitrag im deutschen Magazin "Spiegel" vor einem Monat schwere Vorwürfe gegen ihren damaligen Vorgesetzten öffentlich gemacht. Sie sei jahrelang Opfer von Machtmissbrauch gewesen. Unter Canonica habe ein Regime des Mobbings und Sexismus geherrscht. Er habe sie verbal herabgesetzt und unter anderem als "die Ungefickte" bezeichnet. Ihrem Ex-Arbeitgeber warf sie Untätigkeit vor.
Bericht: Vorwürfe unzureichend belegt
Canonicas Anwalt hatte alle Anschuldigungen zurückgewiesen. Canonica erwägt laut eigenen Angaben Klage. Eine vom Tamedia-Verlag in Auftrag gegebene externe Untersuchung kam letztes Jahr zum Schluss, dass sich ein erheblicher Teil der Vorwürfe, insbesondere der Vorwurf sexueller Belästigung, nicht bestätigen lasse. Allgemein seien die Vorwürfe teils unzureichend belegt gewesen, hiess es.
Roshani arbeitete von 2002 bis 2022 als Redaktorin beim "Magazin" des Zürcher Tamedia-Verlags. Ende letzten Jahres wurde sie entlassen. Canonica stand dem Magazin, der Wochenendbeilage der Zürcher Tageszeitung "Tages-Anzeiger", zwischen 2007 und 2022 als Chefredaktor vor. Der Verlag trennte sich im letzten Sommer von ihm.
Die Veröffentlichung der Vorwürfe trafen Canonica laut eigenen Angaben hart. Es sei für ihn und seine Familie "eine Welt zusammengebrochen". Nach dem "Spiegel"-Artikel hätten ihn "extreme Schamgefühle" geplagt, er sei in eine "Depression" gestürzt, habe sich nicht mehr auf die Strasse getraut, Medikamente nehmen und in eine Klinik gehen müssen. Auch seine Familie habe gelitten, die Kinder seien zeitweise der Schule ferngeblieben.
(AWP)