"Es gibt eine Grundregel der Wirtschaftspolitik, die darin besteht, nicht prozyklisch zu sein", sagte Centeno diese Woche am Rande der Estoril-Konferenzen in der Nähe von Lissabon zu Reportern.

Unter prozyklischer Wirtschaftspolitik versteht man Massnahmen, welche den Konjunkturverlauf eher verstärken sollen. Centenos Kritik ist allerdings so zu verstehen, dass er keine zu forschen Zinserhöhungen zur Bekämpfung der Inflation wünscht. Südeuropäische Geldpolitiker sind tendenziell gegen starke Zinserhöhungen, weil diese auch die Schuldenlast dieser Länder verschärfen. Nordeuropäische Euro-Mitglieder oder auch Deutschland sind tendenziell für entschiedene Zinserhöhungen, um der Teuerung Einhalt zu gebieten. 

Die Inflation werde sich verlangsamen und "allmählich" auf ein Niveau zurückkehren, das mit den Zielen der Zentralbank vereinbar sei, so Centeno. "Da dies jedoch Zeit braucht und es eine Vereinbarung gibt, die von allen angenommen werden muss, appelliere ich erneut daran, keine prozyklische Politik zu fördern", sagte er.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag über das Zinsniveau beraten. Erwartet wird, dass sie die Zinsen um 0,5 Prozentpunkte erhöhen wird. Denkbar ist aber auch ein Zinsschritt von 0,75 Punkten. 

(Bloomberg/cash)