Ein Jahrzehnt nach der globalen Finanzkrise steht der amerikanische Hypothekenmarkt vor einem Déjà-vu. Während es um mit Subprime-Krediten unterlegte Anleihen längst still geworden ist, gewinnt eine neue Art von Hochrisiko-Wertpapier an Popularität.

Kreditinstitute bündeln Hypothekenkredite an bonitätsschwache Kunden, die zu normalen Darlehen keinen Zugang haben. Die resultierenden Wertpapiere werden in der Branche "Non-QM Bonds" genannt - Bonds aus nicht qualifizierten Hypotheken.

Das Emissionsvolumen solcher Papiere kletterte in diesem Jahr um 44 Prozent und damit so stark wie noch nie, seit Non-QMs nach der Finanzkrise in Mode kamen. Seit Jahresbeginn wurden Hochrisiko-Kredite über mehr als 18 Milliarden Dollar auf diese Art gebündelt und an Investoren verkauft.

Markt noch nicht bereit

"Der Anstieg auf ein derartiges Volumen ist so spät im Zyklus bei solchen Krediten schon beunruhigend", sagt Daniel Alpert, geschäftsführender Partner bei Westwood Capital. "Für eine grosse Einführung dieses Produkts ist der Wohnimmobilienmarkt noch nicht wirklich bereit."

Bei den zugrunde liegenden Darlehen gibt es inzwischen erste Anzeichen für einen Anstieg der Ausfallquoten. Barclays sieht sie bei einigen Anleihen bei 3 Prozent bis 5 Prozent. Das ist ein Vielfaches der aktuellen Ausfallquote von 0,7 Prozent bei Fannie-Mae-Krediten.

Zwar behauptet niemand, dass dies Anleihen selbst in absehbarer Zeit ausfallgefährdet sein könnten. Die wachsende Beliebtheit der Papiere zeigt allerdings, welches Risiko Anleger auf der Suche nach Rendite inzwischen in Kauf nehmen. Auch Junk Bonds und Wertpapiere, die mit Erträgen von Fast-Food-Franchise-Unternehmen und Privatkrediten unterlegt sind, gewinnen immer mehr an Popularität.

Hoher Coupon

Die Coupons von Nicht-QM-Anleihen können mehr als 5 Prozent betragen. Derzeit begebene Fannie-Mae-Hypothekenanleihe kommen nur auf etwa 3,5 Prozent auf.

Zumindest vorerst ist der Nicht-QM-Anleihemarkt deutlich zu klein, um so grosse Störungen zu verursachen wie die Subprime-Bonds, die vor zehn Jahren massenhaft notleidend wurden. Die Nicht-QMs sind so konzipiert, dass sie härteren Abschwüngen am Wohnungsimmobilienmarkt eher standhalten als früher. Zudem seien die Kreditnehmer nicht mehr so risikoreich, so Alpert. Wenn der Immobilienmarkt schwächer wird, könnten sie zwar unter Druck kommen, wohl aber nicht so schwer.

"Es ist nicht das Subprime-Segment von 2006 und 2007", sagt Mario Rivera, Geschäftsführer des Fortress Credit Funds-Geschäfts, der Nicht-QM-Anleihen gekauft hat.

Misstrauen gegenüber Hypo-Anleihen verblasst

Der Investment-Appetit im Segment zeigt, dass das Misstrauen gegenüber Hypothekenanleihen ein Jahrzehnt nach dem Platzen der US-Immobilienblase verblasst ist. Die Subprime-Hypothekenkrise hatte Anlegern Hunderte von Milliarden Dollar an Verlusten beschert.

Derzeit sind Anleihen im Wert von über 27 Milliarden Dollar im Umlauf, die durch nicht qualifizierte Hypotheken unterlegt sind. Dies ist nur ein kleiner Teil des Gesamtmarktes für Hypothekenanleihen, der auf ein Volumen von rund 10 Billionen Dollar kommt. Im Jahr 2007 waren Anleihen im Wert von rund 1,8 Billionen US-Dollar durch Kredite an Subprime-Kreditnehmer unterlegt.

Die Bezeichnung "nicht qualifiziert" bezieht sich auf Hypotheken, die den 2014 in Kraft getretenen Vorschriften des Consumer Financial Protection Bureau nicht entsprechen. Viele Anleger und Emittenten erwarten ein Wachstum des Marktes für Nicht-QM-Anleihen.

JP Morgan mischt mit

Eine Handvoll Kreditinstitute, darunter JPMorgan, Angel Oak Capital Advisors und Calibre Home Loans, haben die nicht qualifizierten Hypotheken vergeben und in Anleihen gebündelt.

Die Kreditnehmer von Nicht-QM-Anleihen haben in der Regel eine niedrigere Benotung als bei anderen Hypothekenpapieren ohne staatliche Garantie. Die Schuldenlast der Verbraucher ist jedoch im Vergleich zu ihrem Einkommen und dem Wert ihrer Häuser normalerweise relativ gering.

Die Anleihen selbst bieten Anlegern mehr Sicherheit als früher. Laut einer Analyse von Fitch Ratings müssten durchschnittlich 36 Prozent des Kapitals verloren gehen, bevor das Segment mit dem besten Rating von Ausfällen betroffen wäre. In der Krisenzeit betrug das Polster bei Alt-A-Anleihen mit dem gleichen Rating nur 6 Prozent.

"Es gibt einen viel grösseren Puffer und so sollte es auch sein", sagte John Kerschner, Leiter US-amerikanische verbriefte Produkte bei Janus Henderson. "Man kann sich ein wenig damit trösten, dass die Verluste aus Ausfällen nicht erheblich sein werden, selbst wenn die Ausfälle zunehmen."

(Bloomberg)