Hintergrund ist, dass Salamah nicht zu einer Anhörung im Rahmen der Ermittlungen in Paris erschienen war. In einer Mitteilung vom Dienstagabend erklärte Salamah, er wolle Berufung gegen die Entscheidung einlegen. Es handele sich um einen "klaren Rechtsverstoss".

Die Französische Finanzstaatsanwaltschaft hatte im Frühjahr 2021 Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Verschleierung eingeleitet. Zuvor waren zwei Anzeigen gegen den Zentralbankchef, der in Frankreich mehrere Immobilien besitzt, und sein Umfeld eingereicht worden. Die Organisation Sherpa, die eine der Anzeigen stellte, warf Salamah vor, erhebliche Summen Geld seit der Krise im Libanon im Herbst 2019 aus dem Land geschafft zu haben. Ein Anwalt Salamahs hatte die Anzeigen als "politische Aktion" gewertet.

Wegen Geldwäsche-Vorwürfen führen auch Ermittler aus Deutschland und Luxemburg Untersuchungen gegen Salamah und seine Entourage durch. Ihnen werde vorgeworfen, im Libanon öffentliche Gelder in Höhe von mehr als 330 Millionen US-Dollar veruntreut zu haben.

Salamah steht seit rund 30 Jahren an der Spitze der Zentralbank. Gegen ihn laufen auch in der Schweiz sowie im Libanon Ermittlungen. Der Zentralbankchef wies die Vorwürfe mehrfach zurück.

Seit Ende 2019 steckt der Mittelmeerstaat Libanon in der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seiner Geschichte. Sie wird unter anderem auf jahrzehntelange Korruption in Politik und Wirtschaft zurückgeführt. Die örtliche Währung befindet sich im freien Fall./rbo/DP/jha

(AWP)