Die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall verteuert sich um 12'000 Dollar auf ein Rekordhoch von 837'000 Dollar, teilt der Datenanbieter Markit mit.

Damit haben sich diese Credit Default Swaps (CDS) binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt. Gleichzeitig werfen Investoren Anleihen des Landes aus ihren Depots. Dies treibt die Rendite der 2034 auslaufenden Dollar-Bonds auf ein Rekordhoch von 10,3 Prozent.

Die Türkei leidet seit Monaten unter einer hohen Inflation. Zuletzt war die Inflationsrate im Mai auf 73,50 Prozent gestiegen.  Das ist die höchste Inflationsrate seit Oktober 1998. Die Preise im Transportsektor - zu dem etwa Benzin gerechnet wird - haben sich mit 108 Prozent mehr als verdoppelt. Auch Lebensmittel (+92 Prozent) kosteten fast doppelt so viel wie im Mai 2021.

Oppositionspolitiker, Ökonomen und Umfragen zufolge auch Konsumenten vermuten, dass die Inflation höher ist als angegeben. Viele Beobachter macht etwa misstrauisch, dass vom Statistikamt aktuell keine Durchschnittspreise für einzelne Artikel mehr veröffentlicht werden.

Experten geben der schwächelnden Landeswährung Lira eine Mitschuld an der starken Teuerung, die Lira hat allein im vergangenen Jahr 44 Prozent an Wert zum Dollar eingebüsst. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um ein weiteres Fünftel eingebrochen. Dadurch werden Importe, auf die das rohstoffarme Land angewiesen ist, deutlich teurer. Die Lira-Talfahrt wurde ausgelöst durch Zinssenkungen der Notenbank, durch die die Landeswährung für Investoren unattraktiver wurde.

Seit Beginn des Jahres hält die türkische Notenbank den Leitzins stabil auf der Marke von 14 Prozent, nachdem sie ihn im vergangenen Jahr stark gesenkt hatte.  Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan macht sich trotz der galoppierenden Inflation konstant für Zinssenkungen in der Türkei stark. Er spricht sich damit gegen die allgemeine Lehrmeinung aus, wonach eine hohe Inflation mit Zinserhöhungen bekämpft werden muss.

(Reuters/AWP)