Mit der Furcht vor Versorgungsengpässen haben die Benchmark-Preise am europäischen Erdgasmarkt am heutigen Montag um bis zu 79 Prozent zugelegt. Die Megawattstunde von Gas zur Lieferung in den Niederlanden kostete damit zeitweise beispiellose 345 Euro. Die US-Regierung erwägt informierten Kreisen zufolge, Ölimporte aus Russland zunächst ohne die Beteiligung der Verbündeten in Europa zu verbieten.
"Mir fehlen die Worte", sagte Ole Hansen, Chef der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank. "Mittlerweile dürften nur noch sehr wenige Händler am Markt aktiv sein, abgesehen von denen, die ein Brancheninteresse haben."
Deutsche Stromterminkontrakte verteuerten sich um 60 Prozent und erreichten mit 675 Euro je Megawattstunde ebenfalls ein Rekordhoch Unterbrechungungen der russischen Gaslieferungen könnten Europa hart treffen. Laut Goldman Sachs deckte das Land 2021 17 Prozent des weltweiten Verbrauchs und bis zu 40 Prozent der westeuropäischen Nachfrage.
Bislang sind die Lieferungen stabil. Gazprom bestätigte am Montag, dass der Pipeline-Durchfluss durch die Ukraine auf hohem Niveau sei und normal vonstatten gehe. Würden die Lieferungen durch die Ukraine eingeschränkt, könnte die das Euroraum-BIP nach Einschätzung von Goldman um etwa 1 Prozent drücken.
Bei einem Komplett-Stopp der Lieferungen drohte auf Jahresbasis eine Belastung von 2,2 Prozent, so die Wall-Street-Bank. Im Basisszenario normal fortgesetzter Gaslieferungen, dürfte der Anstieg der Gaspreise die europäische Wirtschaftskraft um 0,6 Prozent mindern, so Goldman.
(Bloomberg/cash)