Die US-Notenbank Fed verabschiedet sich vom Niedrigzins und will sich dieses Jahr mit Macht gegen die rasant steigende Inflation stemmen. Sie erhöhte den geldpolitischen Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertel Punkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent.
Der Schritt kam fast auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem sie ihn nach dem Corona-Schock an die Null-Linie gedrückt hatte. Die trotz der Schockwellen des Ukraine-Krieges vollzogene Kehrtwende markiert eine Zäsur für die Finanzmärkte, die über Jahre vom ultra-lockeren Kurs der Fed profitierten.
Diese straffte ihn nun erstmals seit Ende 2018. Die Währungshüter signalisierten zugleich, dass ein wahres "Zins-Stakkato" folgen wird. Für Ende 2022 halten sie im Mittel ein Leitzinsniveau in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent für angemessen. Damit signalisieren sie einen aggressiveren geldpolitischer Kurs, als es viele Experten erwartet hatten. "Das heisst, der Leitzins könnte auf jeder Sitzung bis Jahresende angehoben werden", erläuterte LBBW-Analyst Elmar Völker.
Die Verbraucherpreise in den USA waren zuletzt mit 7,9 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Folgen des Krieges in der Ukraine dürften nach Einschätzung der Fed für weiteren Auftrieb sorgen und zugleich auch das US-Wirtschaftswachstum belasten. Analysten verweisen auf die Gefahr einer Energiekrise.
Wann folgt die EZB?
Neben den ins Auge gefassten Zinserhöhungen will die Fed dieses Jahr zudem ihre in der Corona-Pandemie auf fast neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz eindampfen, womit den Märkten Liquidität entzogen würde. Laut Fed soll damit auf einem "kommenden Treffen" begonnen werden. Die nächsten Zins-Sitzungen stehen im Mai und Juni an.
Angesichts der von der Fed eingeleiteten Zinswende sehen Spitzenvertreter der deutschen Wirtschaft auch die Europäische Zentralbank (EZB) unter Zugzwang: "Die EZB sollte diesem Signal folgen", sagte der Präsident des Bundesverband Grosshandel, Aussenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. In Europa müsse ein Zeichen gegen die steigende Geldentwertung gesetzt werden. Es könne nicht dauerhaft auf Grundlage von billigem Geld gewirtschaftet werden.
Höhere US-Zinsen würden laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Kapital in die USA und den Dollarkurs nach oben ziehen. "Eine ungünstige Euro-Kursentwicklung könnte die importierte Inflation weiter anfachen", so Aussenwirtschaftschef Volker Treier. Aus Sicht der deutschen Wirtschaft wäre deshalb wichtig, dass die EZB im Jahresverlauf eine massvolle Zinserhöhung einleite.
(cash/Reuters)