Die Notenbank des Landes hob am Donnerstag den Schlüsselsatz um 0,50 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent an, wie die Norges Bank am Donnerstag mitteilte. Ökonomen hatten mehrheitlich nur mit einem Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten gerechnet. Letztmalig hatten die Währungshüter im Jahr 2002 einen solch starken Zinsschritt gewagt. Notenbankgouverneurin Ida Wolden Bache stellte zudem für den August eine weitere Zinserhöhung ein Aussicht. Der Leitzins soll dann wahrscheinlich auf 1,5 Prozent weiter hochgesetzt werden.

"Erwartungen einer längeren Phase mit hoher Inflation legen einen rascheren Anstieg des Leitzinses nahe als in früheren Vorhersagen," erklärte Wolden Bache. Eine schnellere Zinserhöhung jetzt werde das Risiko einer weiterhin hoch bleibenden Inflation und die Notwendigkeit einer später noch stärkeren Straffung der Geldpolitik verhindern. Die Währungshüter signalisierten, dass der Leitzins bis Mitte 2023 auf drei Prozent steigen könnte. Bisher hatte die Notenbank bis Ende 2023 einen Leitzins von 2,5 Prozent angepeilt.

Die Notenbank hob zudem ihre Prognose für die Kerninflation, in der schwankungsreiche Inflationskomponenten wie die Energiepreise herausgerechnet sind, für dieses Jahr auf 3,2 Prozent von bislang 2,5 Prozent an. Für 2023 rechnet die Notenbank nun mit einer Inflationsrate von 3,3 Prozent. Bislang lautete die Prognose auf 2,4 Prozent. Das Inflationsziel der Norges Bank liegt bei zwei Prozent.

Weltweit kämpfen viele Notenbanken mit hochschnellenden Preisen, die unter anderem durch die Folgen des Ukraine-Kriegs angeheizt werden. In den USA hat die Federal Reserve Mitte Juni angesichts der höchsten Inflation seit mehr als 40 Jahren den Leitzins so kräftig angehoben wie seit 1994 nicht mehr. Sie beschloss eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf die neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat für Juli angesichts einer Rekordinflation die erste Zinserhöhung seit 2011 in Aussicht gestellt. Die wichtigsten Zinssätze sollen dann um jeweils 0,25 Prozentpunkte angehoben werden. 

(Reuters)