Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck zeigt sich zunehmend pessimistisch, was den Beitrag von Gazprom PJSC zur Versorgung in den kältesten Monaten des Jahres angeht. Gazprom hat die Gaslieferungen nach Europa über seine Hauptpipeline seit Mittwoch für drei Tage gestoppt, und die Erwartung verfestigt sich, dass die Ostsee-Pipeline als Druckmittel genutzt werden wird.
Auf einer Pressekonferenz in Berlin wurde Habeck am Donnerstag gefragt, ob er erwarte, dass Gazprom die Lieferungen über Nord Stream 1 reaktivieren werde, sobald die Wartungsarbeiten abgeschlossen seien, und ob die Regierung mit dem russischen Unternehmen in Kontakt stehe.
“Es gibt keine direkten Gespräche zwischen meinem Ministerium und Gazprom”, sagte Habeck gegenüber Reportern. “Womit ich rechne, ist, dass wir uns auf keinen Fall auf Russland verlassen können, oder auf Gazprom verlassen können. Der Rest ist reine Spekulation”, fügte er hinzu. “Wir sollten nicht darauf bauen, dass über den Winter Gas aus Nord Stream 1 kommt.”
Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz haben dem Kreml vorgeworfen, die Abhängigkeit Europas von russischer Energie als Waffe zu nutzen, um sich gegen die nach dem Einmarsch in die Ukraine verhängten Sanktionen zu revanchieren.
Während der nachfrageschwachen Sommermonate hat Europa seine Gasspeicher gefüllt und liegt nun etwa zwei Monate vor dem Zeitplan. Die Bundesregierung hat am Donnerstag angekündigt, dass sie neben den vier bereits in Arbeit befindlichen Terminals ein weiteres schwimmendes Terminal für den Import von Flüssigerdgas mieten wird, um Lieferungen aus Russland zu ersetzen.
Schwimmende Terminals sind schneller und billiger zu installieren als landseitige Projekte. Deutschland will mindestens zwei solcher Anlagen noch in dieser Heizperiode in Betrieb nehmen, die anderen sind für den nächsten Winter geplant. Uniper und RWE werden sich an der Bereitstellung der ersten beiden Terminals beteiligen.
Deutschlands fünftes schwimmendes Terminal mit einer Kapazität von mindestens 5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr wird in Wilhelmshaven stehen und soll im vierten Quartal 2023 in Betrieb genommen werden.
Zusammen könnten die schwimmenden Terminals bis Ende 2023 rund ein Drittel des Gasbedarfs decken, so die Bundesregierung.
(Bloomberg)