Die statistische Grundlage zur Erfassung des Fachkräftemangels im Gastgewerbe werde der tatsächlichen Lage aktuell nicht gerecht, beklagt Hotelleriesuisse am Freitag in einer Mitteilung. Der Verband verweist auf eine beim Büro Bass in Auftrag gegebene Studie, die zum Schluss kommt, die bestehenden Indizes gäben die Lage verzerrt wieder. Die Indizes verwendeten die Zahl der Arbeitslosen in der Branche, was nur bedingt aussagekräftig sei.

Für Hotelleriesuisse beruht das Problem eher auf einem "Mismatch zwischen den angebotenen und nachgefragten Fähigkeiten als auf einer hohen Zahl von verfügbaren Fachkräften". Von den Dossiers, die im letzten Jahr im Rahmen der Stellenmeldepflicht an die Betriebe gegangen seien, hätten lediglich 4,6 Prozent zu einer Anstellung geführt. Es fehlten also vor allem Fachkräfte.

Vorstösse im Parlament hängig

Dies zeigt laut Hotelleriesuisse auch der Umstand, dass von den rund 66'000 offenen Stellen nur knapp 10'000 auf Hilfskräfte entfielen. Deshalb unterstützt Hotelleriesuisse einen Vorstoss von Fabio Regazzi (Mitte/TI) im Parlament. Darin fordert der Nationalrat, dass das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und das Bundesamt für Statistik (BFS) in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft "eine realitätsnahe Berechnungsweise des Fachkräftemangels erarbeiten".

Zudem müsse unbedingt das Potenzial von Fachkräften aus Drittstaaten besser ausgeschöpft werden, fordert Hotelleriesuisse weiter. Es könne nicht sein, dass aufwändig in der Schweiz ausgebildete junge Spezialisten das Land verlassen müssten, weil sie aufgrund von ausgeschöpften Kontingenten nach ihrem Abschluss nicht direkt angestellt werden könnten. Auch dazu ist im Parlament ein Vorstoss hängig.

Sechs von zehn Betrieben haben 2021 wegen das Fachkräftemangels Anpassungen im Angebot vornehmen müssen, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Dazu gehören verkürzte Öffnungszeiten, längere Betriebsferien, kleinere Menükarten, beschränkte Platzkapazitäten, vorübergehende Betriebsschliessungen oder gar Betriebsauflösungen. Unter dem Strich bedeute das gemäss einer Umfrage von Hotelleriesuisse bei den Mitgliedern einen Umsatzverlust von vier Prozent oder 650 Millionen Franken.

(AWP)