Die meisten Menschen kamen in Bern zusammen. In der Umgebung des Bundesplatzes hielten sich am Anfang des Samstagnachmittags schätzungsweise 200 bis 300 Gegner der Corona-Pandemiemassnahmen des Bundesrates auf. Den Platz hatte die Polizei kurz nach dem Ende des samstäglichen Wochenmarktes mit Gittern abgesperrt und kontrollierte ihn in der Folge mit einem grösseren Aufgebot.

Der Platz war also nicht mehr zugänglich, nachdem ihn zuvor noch zahlreiche Marktbesucher bevölkert hatten. Denn: Ansammlungen von mehr als fünf Personen sind laut der geltenden Covid-19-Verordnung nicht erlaubt.

Mehrere offenbar Kundgebungswillige trug die Polizei in der Umgebung des Bundesplatzes zur Personenkontrolle weg. Die meisten folgten den Polizisten aber ohne Widerstand. Auch zur Berner Allmend fuhren etwa 50 Gegner der bundesrätlichen Pandemie-Zwangsmassnahmen, und auch auf sie wartete ein grösseres Polizeiaufgebot.

Ein bekannter Lockdown-Gegner hatte zuvor bekanntgegeben, er verlege seine Mahnwache vom Bundesplatz auf die Allmend. Die Berner Stadtregierung hatte im Verlauf der Woche die Gegner der Corona-Pandemiemassnahmen aufgefordert, auf Aktionen zu verzichten. Das wegen Corona angeordnete Versammlungsverbot gelte nach wie vor.

Zufriedener Sicherheitsdirektor

Berns Sicherheitsdirektor Nause sagte am Samstag, er sei unter dem Strich zufrieden mit dem Polizei-Einsatz. Der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte Nause am Samstag, das etwa hundert Personen mit einer Anzeige rechnen müssten.

Teilweise erbost reagierten von der Polizei weggewiesene oder kontrollierte Personen. Bald dürfe man nicht mehr reden, sagte eine Frau. Die Bundesverfassung garantiere die Versammlungsfreiheit, sagte ein anderer.

Am Samstag gegen Abend zeichnete sich ab, dass in Bern und anderswo in der Schweiz Kleinstdemonstrationen von bis zu fünf Personen bald möglich werden. Der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried sagte in einem kurzen Interview mit der Online-Ausgabe der Zeitung "Der Bund", das Bundesamt für Justiz habe der Stadt Bern bekräftigt, dass Demos in Kleinstgruppen zulässig seien.

"Uneinsichtige" auch in Zürich und Winterthur

Auf dem Zürcher Sechseläutenplatz demonstrierten rund 200 Menschen, auch sie stellten sich gegen die Coronavirus-Massnahmen. Die Stadtpolizei griff durch. 53 Personen wurden kontrolliert und weggewiesen. Von diesen würden 37 Personen, die gegen das Veranstaltungsverbot und somit gegen die Covid-Verordnung verstossen hätten, bei der Staatsanwaltschaft angezeigt.

Auch in Winterthur löste die Stadtpolizei mehrere kleinere Versammlungen von Personen auf, die gegen die Covid-19-Verordnung verstiessen. "Uneinsichtige", die sich trotz Aufforderung nicht an die Schutzmassnahmen gehalten hätten, seien kontrolliert, verzeigt und weggewiesen worden, teilte die Stadtpolizei mit. Ein Mann sei vorläufig festgenommen worden, "weil er sich partout nicht an die Anweisungen der Polizei halten wollte".

«Freiheit für freie Bürger» in Basel

In Basel versammelten sich am Samstagnachmittag rund 120 Gegnerinnen und Gegner der Pandemie-Schutzmassnahmen vor dem Rathaus. Die Demonstranten zogen auf den Münsterplatz weiter, wo die Kundgebung nach einer knappen Stunde von der Polizei aufgelöst wurde.

Die Kundgebungsteilnehmer, darunter viele ältere, aber auch junge Menschen, trugen Schilder mit Aufschriften wie "Freiheit für freie Bürger" oder "Gates go home" und sangen zum Teil kirchliche Lieder.

Der Einsatzleiter der Polizei forderte die Demonstrierenden mehrere Male auf, die Strasse für die ungleich zahlreicher anwesenden Einkaufspassanten freizugeben. Die Demonstrantinnen und Demonstranten zogen nach einer halben Stunde durch die mit Passanten prall gefüllte Freie Strasse bis zum Münsterplatz. Auf dem leeren Platz versammelten sie sich mit angemessenem Abstand erneut.

Die Kantonspolizei Basel-Stadt kontrollierte im Nachgang der unbewilligten Kundgebung 46 Personen und verzeigte sie unter anderem wegen Verstosses gegen die Covid-19-Verordnung.

(AWP)