Zum offiziellen Beginn des Rennens um die Kanzlerkandidatur der Schwesterparte3ien CDU/CSU, kurz Union, hat CSU-Chef Markus Söder eine Einbeziehung von Kanzlerin Angela Merkel ins Gespräch gebracht. "Klar ist: Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur sollte auch eng mit Angela Merkel abgestimmt werden", sagte Bayerns Ministerpräsident der "Bild am Sonntag".

In der CDU zeigte man sich über Söders Vorstoss verwundert, weil Merkel mehrfach erklärt hatte, sie werde sich nicht in die Entscheidung einmischen. Zudem streiten CDU und CSU darüber, wie massgeblich Umfragen für die Entscheidung sein sollen, ob Söder oder CDU-Chef Armin Laschet die Union in die Bundestagswahl führt. Laschet hatte am Dienstag den Startschuss für die Arbeit am Wahlprogramm gegeben.

Entscheidung zwischen Ostern und Pfingsten

Nordrhein-Westfalens (NRW) Ministerpräsident Laschet und Söder hatten mehrfach erklärt, dass sie Frage der Kanzlerkandidatur einvernehmlich und in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten klären wollen. "Die Uhr tickt ab jetzt", hiess es in der CDU am Sonntag.

Während die CSU bisher eher eine späte Entscheidung favorisierte, forderte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eine schnelle Klärung. "Gleich nach Ostern müssen die personellen und inhaltlichen Fragen zügig geklärt werden", sagte er der "Welt am Sonntag". Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich Unions-Politiker entweder für Laschet oder für Söder ausgesprochen. Vor allem Anhänger des CDU-Aussenpolitikers Norbert Röttgen wie die rheinland-pfälzische Landtagsabgeordnete Ellen Demuth sprachen sich für Söder aus - ebenso wie der Ostbeauftragte der Bundesregierung, der CDU-Bundestagsabgeordnete Marko Wanderwitz.

Der Chef der NRW-CDU Thomas Jarzombek sowie CDU-Vize Thomas Strobl bezeichneten dagegen Laschet als den richtigen Kandidaten. In der CDU-Spitze gibt es erhebliche Vorbehalte gegen Söder, während der CSU-Chef an der Basis laut Umfragen stärker punkten kann. Bisher hat Bayerns Ministerpräsident nicht gesagt, ob er überhaupt für eine Kandidatur zur Verfügung steht.

Söder liegt in Umfragen vor Laschet

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner widersprach Söders Äusserung, dass Umfragen ein wichtiger Massstab bei der Entscheidung sein sollten. Man wolle die Bundestagswahl gewinnen, sagte die rheinland-pfälzische CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Und wie schnell Umfragen sich ändern können, sehen wir doch aktuell", fügte sie hinzu, wollte sich aber nicht auf einen der beiden Kandidaten festlegen.

Hintergrund ist, dass Söder in allen Umfragen derzeit in der Kanzlerpräferenz der Deutschen und auch der Unions-Anhänger deutlich vor Laschet liegt. Der CDU-Chef hatte mehrfach betont, Umfragen seien nicht entscheidend, sondern die Frage, mit welcher Aufstellung CDU und CSU die Wahl am besten gewinnen könnten. Laschet ist in der Europa- und Migrationspolitik näher an den Position Merkels. In der Corona-Politik hatte dagegen Söder zuletzt seine Nähe zu einer härteren Position der Kanzlerin gezeigt.

Der Absturz der Union in Umfragen scheint etwas gestoppt. Nach der Kantar-Umfrage für die "Bild am Sonntag" legt die Union einen Punkt zu auf 26 Prozent. Die Grünen bleiben mit 23 Prozent zweitstärkste Kraft. Die SPD verliert einen Punkt auf 16 Prozent. Die Bundestagswahl findet am 26. September statt. 

(Reuters/cash)