Wie die Post am Freitag mitteilte, ist der Fortbestand von 23 Poststellen im Thurgau bis im Jahr 2020 garantiert. 10 Poststellen sollen "überprüft" werden, was gemäss der Gewerkschaft syndicom eine Schliessung bedeutet. Zwei Poststellen werden in den nächsten Monaten geschlossen, wie die Post mitteilte.
Anstelle der 12 von der Schliessung betroffenen Poststellen will die Post Partnerfilialen gewinnen. Diese hätten den Vorteil, dass sie länger geöffnet seien, heisst es im Communiqué. Zudem wolle die Post im Thurgau den Ausbau von 14 "Zugangsmöglichkeiten" vorantreiben. Sie prüfe Zugangspunkte für Geschäftskunden, Aufgabe- und Abholstellen wie auch die Platzierung von Post-Automaten entlang der Mobilitätsströme im Kanton.
Die Gewerkschaft syndicom kritisiert die Pläne der Post. Der Thurgau verliere mehr als einen Drittel der Poststellen. Wie der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte, wurden seit 2005 insgesamt 54 Poststellen im Kanton geschlossen.
GEMEINDEN FÜHLEN SICH ÜBERGANGEN
Die Thurgauer Gemeinden hätten sich immer wieder beklagt, dass es gar nie zu echten Verhandlungen kam. "Die Vertreter der Post kamen mit der unverrückbaren Schliessungsabsicht auf die Gemeinen zu und stellten nur noch mögliche Ersatzlösungen, Agentur oder Hausservice, vor", sagte Schönholzer.
Dass der Nationalrat sich vor zwei Wochen klar gegen den aktuellen Abbau ausgesprochen habe, kümmere die Post nicht, heisst es im Communiqué der Gewerkschaft. Solange der Bundesrat sich nicht wehre, seien Gemeinde und Kantone aufgerufen, sich vehement gegen den Abbau zu wehren.
Die Gespräche mit der Post sollten erst dann weitergeführt werden, wenn das Postgesetz revidiert worden sei, teilte die Gewerkschaft mit. Die Thurgauer Regierung poche darauf, dass die Post in Zukunft den politischen Willen des Eidgenössischen Parlaments beachte, sagte Schönholzer dazu.
RÜCKLÄUFIGE UMSÄTZE
Bis 2020 will die Post rund 600 Poststellen schweizweit wegen rückläufiger Umsätze schliessen. Für 21 Kantone - inklusive dem Thurgau - hat sie bisher Angaben veröffentlicht: In diesen werden 368 Stellen überprüft, für 610 Stellen bleibt der Betrieb bis 2020 garantiert. Bei weiteren rund 40 Filialen ist der Entscheid schon gefallen, dass sie als Agentur fortgeführt werden.
Besonders hart dürfte es die Kantone Uri, Jura und Solothurn treffen, in denen mehr als die Hälfte der Poststellen überprüft werden. In rund einem Dutzend Kantone sind über 40% der Poststellen gefährdet. Die Pläne für den Kanton St. Gallen werden kommenden Dienstag bekannt gegeben. Noch keine Angaben liegen für die Kantone Appenzell Innerrhoden, Freiburg, Wallis und Genf vor.
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(AWP)