Die Konsumentenpreise lagen um 7,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand vorläufiger Berechnungen mitteilte.

Im März war die jährliche Teuerungsrate auf 7,3 Prozent geklettert. Vor allem stark gestiegene Energiepreise heizen die Inflation an, der Krieg in der Ukraine hat diesen Trend noch verstärkt. Von März auf April des laufenden Jahres stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland den vorläufigen Zahlen zufolge um 0,8 Prozent.

Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Konsumentinnen und Konsumenten, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können. Die Bundesregierung hat inzwischen zwei milliardenschwere Pakete geschnürt, um die Menschen in Deutschland zu entlasten.

In ihren jüngsten Prognosen geben Volkswirte mit Blick nach vorne keine Entwarnung: Sie rechnen für das Gesamtjahr 2022 mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von mehr als sechs Prozent in Europas grösster Volkswirtschaft. Das wäre die höchste Inflation seit der deutschen Wiedervereinigung 1990. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 erhöhten sich die Verbraucherpreise in Deutschland im Jahresdurchschnitt um 3,1 Prozent.

Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

Marco Wagner, Commerzbank: "Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der noch einmal verschärften Lieferkettenprobleme dürfte der unterliegende Inflationsdruck noch einige Zeit hoch bleiben. Morgen dürfte auch für den Euroraum ein deutlicher Anstieg der Kerninflation vermeldet werden, wohingegen sich die Gesamtinflationsrate wohl kaum verändert hat."

Elmar Völker, LBBW:"Die erhoffte leichte Entspannung beim Inflationsdruck, welche angesichts gesunkener Benzinpreise greifbar schien, ist einmal mehr ausgeblieben. Der Sprung nach oben war zwar dieses Mal relativ moderat, aber die Entwicklung verdeutlicht einmal mehr, dass sich der Teuerungsdruck auch jenseits des weiterhin dominierenden Energiesegments weiter ausbreitet. Für die EZB liest sich dies als neuerliche deutliche Aufforderung, endlich ihre Zögerlichkeit in Sachen Ausstieg aus der ultra-lockeren Geldpolitik aufzugeben."

Sebastien Dullien, IMK: "Für den Inflationstrend der kommenden Monate – und damit für die Rate für das Gesamtjahr – ist zentral, wie sich die Energiepreise weiter entwickeln. Sollte es zu einem Lieferstopp russischen Gases kommen, dürfte die Inflation noch einmal einen deutlichen Sprung nach oben machen. Dann würde auch die Inflation im Gesamtjahr deutlich stärker ausfallen als bislang von uns wie auch der Bundesregierung prognostiziert."

Michael Heise, HQ Trust: "Während die Tankstellenpreise für Kraftstoffe und die Heizölpreise im April gegenüber dem Vormonat deutlich gesunken sind und damit entlastend wirkten, haben nunmehr die Preise für Lebensmittel und wohl auch für gewerbliche Waren für einen kräftigen Preisauftrieb gesorgt. Auch im Mai dürfte die Preissteigerung im Vorjahresvergleich auf dem hohen Plateau von über sieben Prozent bleiben. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Preise nicht-energetischer Rohstoffe und preistreibende Lieferengpässe durch Lockdown-Maßnahmen in China kommen zusammen und werden auch in den Folgemonaten das Preisklima belasten."

(AWP/Reuters)