"Das Grundgeschäft ist bisher nicht gross beeinflusst", sagte Brand, der seit 1. Mai Chef des Unternehmens ist, im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP auf die Frage, inwiefern die Axpo von der Pandemie betroffen ist. Bisher habe man keinen "substantiellen" Rückgang des Stromverbrauchs gespürt. In Italien habe man das in der Industrie zwar schon gespürt. Der Verbrauch sei dort aber nur für eine kurze Zeit gesunken. Ob es mittelfristig zu Zahlungsausfällen kommen werde, könne er heute aber noch nicht sagen, sagte Brand.
Allerdings hatte der Crash an den Finanzmärkten dem Unternehmen das Halbjahresergebnis vermiest. Die Verwerfungen im Zuge der Pandemie im Februar und März belasteten die Performance der Stilllegungs- und Entsorgungsfonds, was unter dem Strich zu einem Verlust von 24 Millionen Franken führte. Das habe aber nichts mit der operativen Leistung zu tun, sagte Brand zu AWP.
Coronakrise wenig Einfluss
Was die seitherige Erholung an den Börsen mit Blick auf das Gesamtjahr bedeutet, wollte sich der Manager nicht in die Karten schauen lassen. Das werde man am Ende des Jahres kommunizieren.
Die Axpo rapportiert im Fachjargon so genannten Gaswirtschaftsjahr, das jeweils im Oktober startet. Die Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2019/2020 will die Gesellschaft am 10. Dezember veröffentlichen.
Die Coronakrise wird die Wirtschaft allerdings noch länger beschäftigen. "Wenn es gelingt, einen Lockdown zu verhindern, indem sich die Leute am Riemen reissen und so helfen, die Infizierungsketten zu durchbrechen - dann wird das auf unser Geschäft keinen grossen Einfluss haben", gab sich Brand jedoch mit Blick auf sein Unternehmen zuversichtlich. "Denn Energie wird gebraucht." Es werde aber auch sicher nicht ab nächstem Jahr wieder alles normal sein.
Mit Müh und Not ein Windrad aufstellen
Gleichzeitig verteidigte sich Brand gegen Kritik, die Axpo sei zu stark im Ausland engagiert - als Schweizer Konzern in der Hand von Schweizer Kantonen. "Wenn man mit der Wasserkraft kein Geld verdienen kann, die Kernkraft verschwindet und grosse Photovoltaikanlagen nicht rentieren - was bleibt dann noch in der Schweiz?" Als Axpo-CEO investiere er dort, wo er für das Unternehmen den meisten Wert generieren könne, sagte Brand.
"Ein Projekt wie die Photovoltaikanlage im Disneyland in Paris, die wir seit Juli bauen, ist eine andere Liga, als wenn ich in der Schweiz mit Müh und Not knapp ein Windrad aufstellen kann. Oder wenn es in Spanien tolle Rahmenbedingungen für den Aufbau von erneuerbaren Energien gibt, dann mache ich das."
Gleichzeitig kritisierte Brand auch die Rahmenbedingungen in der Schweiz: Grosse Projekte würden "zu Tode eingesprochen". Und zur Kombination aus "es rechnet sich nicht" und "alle sind dagegen" kämen eine schwierige Topografie für Windkraft und auch nicht die besten Platzverhältnisse für grossflächige Photovoltaikanlagen.
Steigender Strombedarf erwartet
Was die Politik seiner Meinung ausserdem unterschätzt, ist zudem ein steigender Bedarf an Elektrizität. "Wir gehen davon aus, dass der Stromverbrauch markant steigen wird", sagte der Axpo-Chef. Die Gründe erläuterte er am Beispiel von sich selbst: "Ich persönlich habe meine Ölheizung auch durch eine Wärmepumpe ersetzt, habe Photovoltaik auf dem Dach installiert und fahre ein Elektroauto. Mein gesamter Energieverbrauch ist zwar stark gesunken, aber mein Stromverbrauch ist massiv gestiegen."
Die Axpo befindet sich im Eigentum der nordostschweizerischen Kantone beziehungsweise Kantonswerke.
(Das vollständige Interview im Wortlaut ist auf dem Premium-Dienst von AWP zu lesen)
ys/jb
(AWP)