Spucken statt rechnen: Vor laufender Kamera und vor zahlreichen Medienleuten lancierte eine dritte Klasse der Kantonsschule Menzingen am Donnerstagmorgen die Zuger Reihentestaktion. "Ich bin beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit die Schülerinnen und Schüler dies in Angriff nahmen", sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri im Anschluss - sichtlich erleichtert.

Schliesslich löste die Ankündigung der obligatorischen Reihentests im Kanton Zug in der Bevölkerungen, besonders bei den betroffenen Eltern, nicht gerade eine Begeisterungswelle aus. Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) sagte, er hätte zahlreiche Kontakte mit Eltern gehabt in den vergangenen Tagen und Wochen - mehrheitlich mit besorgten Eltern.

Auch die Rektorin Gabrijela Pejic führte viele Gespräche. "Vor allem, weil Eltern falsche Vorstellungen hatten von den Tests", wie sie sagte. Sie habe vieles klarstellen können. Und so kam es, dass sich an diesem Morgen an der Kantonsschule Menzingen insgesamt 640 Personen testen liessen: 530 Schülerinnen und Schüler sowie 110 Lehrpersonen und Mitarbeitende. Nur gerade 10 Jugendliche liessen sich dispensieren.

Der Kanton Zug hatte sich zu diesem Schritt entschieden, weil sich die Situation an den Schulen vor den Sportferien zuspitzte: Isolation, Quarantäne und Fernunterricht wechselten sich ab. "Testen statt schliessen ist mein grosses Anliegen hinter dieser Strategie", betonte der Bildungsdirektor. Und Pejic ergänzte: Die Schüler seien lieber im Präsenzunterricht als zuhause.

Achtwöchige Testphase

Die Reihentestaktion ist befristet. "Wir werten die Situation laufend aus", sagte der Kantonsarzt. Nach acht Wochen werde entschieden, ob weiter getestet werde oder nicht. Und ob die Reihentestes allenfalls auch in anderen Bereichen durchgeführt werden sollen.

Wer an den wöchentlichen Speicheltests teilnimmt, muss bei einem positiven Befund in der Klasse nicht mehr in Quarantäne. Wer nicht spuckt, wird zwar nicht vom Unterricht ausgeschlossen, unterliegt aber den verschärften Quarantänevorschriften. Weiterhin in Isolation müssen positiv Getestete.

Die Tests sind im Grundsatz obligatorisch, die Schulleitung kann Ausnahmen bewilligen. Wer nicht teilnehmen will, muss aber aktiv eine Dispens verlangen.

Die Hälfte der betroffenen Zuger Schulen testet jeweils montags und donnerstags. Die andere Hälfte dienstags und freitags. Es sind dies PCR-Tests, die Resultate liegen laut Hauri innerhalb 24 Stunden vor. Die gewählte Teststrategie mache vor allem dann Sinn, wenn es relativ wenig Fälle gebe. Das neue Vorgehen bedeutet im Kanton Zug insgesamt 12'000 Tests pro Woche.

Weil Berufsschülerinnen und -schüler nur einen Tag pro Woche den Unterricht besuchen, sind sie von den Tests ausgenommen. Auch auf Primarstufe wird nicht getestet. Finanziert werden die Tests durch den Bund. Sie kosten laut dem Zuger Kantonsarzt rund drei Millionen Franken.

An der Kanti in Menzingen erhalten die Jugendlichen an diesem Morgen je ein Set, um den Test selbständig durchführen zu können. Der Mathematiklehrer startet ein Video mit der Anleitung des Speichertests, projiziert es an die Tafel. Schritt für Schritt folgen die Schüler den Anweisungen. Zuerst drehen sie ein Wattestäbchen im Mund, dann spucken sie in einen Becher. Nach knapp 10 Minuten ist der Spuk vorbei. Zumindest bis am Montag.

(AWP)