Die geopolitischen Spannungen machten sich im Unternehmensalltag bemerkbar, heisst es in einer am Donnerstag von der Credit Suisse veröffentlichten KMU-Studie. Schweizer Unternehmen hätten in den vergangenen drei Jahren eine Zunahme der Geschäftsrisiken registriert. Dies sei zwar in Russland und in der Ukraine besonders stark der Fall gewesen, aber auch in Argentinien, Iran und Neuseeland würden die Geschäftsrisiken die -chancen überwiegen.
Die Liste der Länder, aus denen sich Schweizer Unternehmen in den vergangenen drei Jahren zurückgezogen haben, wird nicht überraschend von Russland angeführt: Rund 6 Prozent aller befragten Unternehmen hätten das Land verlassen. Bei den Grossunternehmen liege der Anteil sogar bei 24 Prozent. Gerade unter den Grossunternehmen seien jedoch bereits ein paar Firmen zu finden, die eine (Wieder-)Aufnahme der Geschäftstätigkeit in Russland planten.
Für die KMU-Studie 2023 wurden 650 Schweizer Unternehmen befragt. In der diesjährigen Umfrage wurden nebst KMU auch 50 Grossunternehmen befragt, um auf grössenspezifische Unterschiede eingehen zu können, wie es heisst.
Mehr Vorräte anhäufen
Die Auswirkungen der geopolitischen Spannungen beschränken sich laut der Umfrage aber keineswegs nur auf Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Hochrisikoländern: Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen verspüren offenbar negative Reaktionen seitens Geschäftspartner wegen des Entscheids der Schweiz, die internationalen Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
"Als der Ukrainekrieg im Frühjahr 2022 begann, befand sich die Welt schon in einer angespannten Situation", heisst es in einer Mitteilung der Grossbank. "Die auf offenen Märkten und Vertiefung der Handelsbeziehungen beruhende Weltordnung hatte bereits durch die globale Finanzkrise und die Pandemie Risse bekommen."
Auf diese Gemengelage reagieren die Unternehmen unter anderem mit Anpassungen bei den Wertschöpfungsketten. Dabei setzen sie auf eine Erhöhung der Vorräte (51%), auf mehr Resilienz durch eine stärkere Fokussierung auf geografisch näher gelegene Anbieter von Vorleistungen (48%) sowie eine stärkere Diversifikation der Zulieferer (43%). Fast jedes dritte Unternehmen hat gemäss den Angaben in den vergangenen drei Jahren zudem Aktivitäten in die Schweiz zurückverlagert.
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(AWP)