Es sieht aus, als sei die Umfrage manipuliert worden, um ein Wortspiel zu ermöglichen: In der Frage nach der Euro-Franken-Parität herrscht in der cash-Onlinebefragung - Parität! Fast die genau gleich grosse Zahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern sagt in einer cash-Online-Umfrage entweder Ja oder Nein zur Frage, ob Euro und Franken in spätestens zwei Jahren im Verhältnis Eins zu Eins gehandelt werden. 

In Zahlen: 2400 gehen von der Parität aus, 2418 Personen sagen, dass es nicht so komme und der Euro weiterhin über einen Franken kosten werde. Geschehe, was wolle.

Das Thema der Währungsparität hat zuletzt der Chefökonom von Raiffeisen aufgebracht: Martin Neff prognostizierte letzte Woche im cash-Interview, dass die neue Zinssenkungsphase der Notenbanken und die nicht enden wollende wirtschaftliche Schwäche einer Reihe von Euro-Ländern dem Euro zusetzen werden.

Innerhalb von 24 Monaten komme es daher zur Parität zum Franken, und die Schweizerische Nationalbank (SNB) – die dies eigentlich vehement verhindern will – sei dabei de facto machtlos, sagte Neff im cash-Interview.

 

 

Wenn man der Einschätzung Neffs und der Hälfte der Umfrageteilnehmer folgt, dann wird die SNB keine grossen Devisenkäufe mehr tätigen (können), um die Frankenaufwertung zu bändigen. Die Bilanzsumme der Notenbank von fast 800 Milliarden Franken ist dafür bereits zu gross. Auch der Negativzins nützt in dieser Argumentation wenig, um die Attraktivität des Frankens für Investoren zu dämpfen – selbst wenn, horribile dictu, die SNB den Negativzins noch von 0,75 auf 1 Prozent ausweitet.

Helfen würden allenfalls Kapitalverkehrskontrollen, um eine Aufwertung des Frankens effektiv zu verhindern. Diese "nukleare Option" würde die SNB aber wohl nur in einer absoluten Notlage treffen, denn die Implikationen wären gross.

Die Folge dieser eingeschränkten Handlungsfähigkeit der Schweizer Währungshüter: Der Franken wertet weiter auf.

Den Kapitalverkehr kontrollieren, um den Franken zu schwächen?

Was aber könnte diese Aufwertung des Frankens zur Parität verhindern, wie dies die andere Hälfte der Leserinnen und Leser von cash.ch annimmt?

Elias Hafner, Devisenexperte bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), sagt: "Wir erstellen keine Zwei-Jahresprognose für den Euro-Franken-Kurs, unsere 12-Monats-Prognose für den Euro-Franken-Kurs liegt allerdings aktuell bei 1.12." Die ZKB geht von einer wirtschaftlichen Stabilisierung in der Eurozone aus: "Das Wachstum dürfte aber leicht unter Potenzial bleiben, was das Erholungspotenzial des Euros in Schach hält", sagt Hafner.

Über diesen Zeitraum rechne er nicht mit einer Rezession aus, sagt der Devisenexperte. Er nehme daher auch nicht an, dass die Parität erreicht werde. Die Handlungsfähigkeit der Schweizer Notenbank sieht er als grundsätzlich gegeben: "Käme der Franken unter weiteren Aufwertungsdruck, beispielsweise aufgrund eines ungeordneten Brexit, gehen wir von erneuten Interventionen der SNB am Devisenmarkt als erste Verteidigungslinie aus."