Es entstanden 235'000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft, wie die Regierung am Freitag in Washington mitteilte. Dies ist der schwächste Beschäftigungsaufbau seit Januar. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 728'000 gerechnet. Im Juli waren noch mehr als eine Million Arbeitsplätze entstanden. 

Sollten die Job-Daten am Freitag ähnlich wie zuvor die Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP deutlich hinter den Prognosen zurückbleiben, könnten die Börsen auf neue Rekordhochs klettern, sagten Experten im Vorfeld. Denn dies würde bedeuten, dass die US-Notenbank ihre Geldschleusen wohl noch längere Zeit weit offenliesse.  Eine nachhaltige Erholung am Jobmarkt gilt als eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Notenbank ihre Anschubhilfe für die von der Corona-Pandemie gebeutelte Wirtschaft in absehbarer Zeit verringern kann. 

Die Börsen reagieren zunächst jedoch leicht negativ auf die Daten, machen die Verluste dann wett. Der Dollar wertete nach deren Veröffentlichung zum Euro ab, während die Aktienmärkte unter Druck gerieten.

"Der Anstieg der Beschäftigung untertraf selbst noch unsere pessimistische Prognose von 450'000. Es wäre aber voreilig, daraus ist zu schliessen, dass die Federal Reserve ihr anvisiertes 'Tapering' verschieben wird, denn die separat erhoben Arbeitslosenquote ist auf 5,2 Prozent gefallen. Und die durchschnittlichen Stundenlöhne zogen um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Eine Entspannung an der Inflationsfront sieht anders aus", sagte Dirk Chlech von der Landesbank Baden-Württemberg.

 Manche Experten befürchten, dass sich Löhne und Preise gegenseitig nach oben schaukeln. Im Juli lag die Teuerungsrate bei mehr als fünf Prozent.

Hohe Zahl an Corona-Fallzahlen mitverantwortlich

Die Ausbreitung der Delta-Variante dürfte eine grosse Rolle spielen. "Insbesondere im Beherbergungs- und Freizeitbereich ist das sichtbar", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Besorgte Amerikaner gehen aus Furcht vor Ansteckung weniger aus oder auf Reisen, was auf den Personalbedarf in Restaurants und Hotels durchschlägt. "Die Delta-Variante ist wie ein Sandsturm in einer ansonsten sonnigen Wirtschaft", sagte Sung Won Sohn, Wirtschaftsprofessor an der Loyola Marymount University in Los Angeles. "Ohne das wäre die Beschäftigung im August höher gewesen." Zugleich lastet der Materialmangel auf der Industrie, was den Bedarf an Arbeitskräften ebenfalls drückt.

Die Zahlen könnten wegweisend sein für die künftige Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Denn der Bericht wird den Währungshütern Signale geben, wie weit die angestrebte Normalisierung des Arbeitsmarktes nach Corona gediehen ist. Experten gehen davon aus, dass die Fed noch in diesem Jahr die Reduktion der monatlichen Anleihekäufe von derzeit 120 Milliarden US-Dollar einleiten wird.

In den USA ist die Arbeitslosenquote im August derweil auf den tiefsten Stand seit der Anfangsphase der Corona-Krise gefallen. Im Monatsvergleich sei die Quote um 0,2 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent gesunken, teilte das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Analysten hatten im Schnitt mit diesem Rückgang gerechnet.

Damit erreichte die Arbeitslosenquote den tiefsten Stand seit März 2020. Damals wurden harte Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eingeführt. Die Arbeitslosenquote war infolgedessen im April 2020 stark auf 14,8 Prozent angestiegen.

(cash/Reuters)