Künstliche Intelligenz, auf Englisch "Artificial Intelligence", ist alles andere als ein neuer Begriff: Bereits im Juli 1956 wurde es in den USA erstmals als akademische Fachrichtung erforscht. Damals sah man in der aufkommenden Computertechnologie praktisch grenzenlose Möglichkeiten. 1957 prophezeite etwa ein Wissenschaftler namens Herbert Simon, dass innerhalb von 10 Jahren ein Computer Schachweltmeister werden könnte.

Ganz so schnell ging es dann doch nicht: Es dauerte bis ins Jahr 1997, ehe die Rechenmaschine Deep Blue von IBM den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparov bezwingen konnte. Der Fortschritt kam zwar nicht so schnell wie erwartet, unsere Arbeitswelt hat sich dennoch in den letzten 60 Jahren durch die Computertechnologie massiv verändert.

Repetitive Tätigkeiten fallen weg

Und die Veränderung soll auch heute, 60 Jahre nach dem erstmaligen Auftachen von künstlicher Intelligenz, noch nicht am Ende sein: "Wenn etwas innerhalb zwei Tagen zweimal gemacht werden muss, kann es ersetzt werden", sagt Thomas Meyer, Schweiz-Chef beim Beratungsunternehmen Accenture, am WEF im cash-Video-Interview.

Wer ist davon besonders betroffen? Gemäss Meyer sei dieser Trend zu mehr Automatisierung einfacher Aufgaben nicht auf gewisse Branchen begrenzt. "Auch bei uns in der Beratungsbranche gibt es solche repetitiven Tätigkeiten". Bei Accenture sei gemäss einer Untersuchung 17 Prozent der Arbeit durch künstliche Intelligenz ersetzbar.

Die zunehmende Jobübernahme durch Maschinen soll von hohem ökonomischem Nutzen sein: Wie eine Studie von Accenture zeigt, liesse sich bis 2035 die Wirtschaftsleistung der 12 in der Studie untersuchten Industriestaaten (die Schweiz gehörte nicht dazu) durch den vermehrten Einsatz künstlicher Intelligenz verdoppeln.

Die Schattenseiten der Automatisierung

"Artificial Intelligence" ist generell ein Lieblingsthema der Hightech-Branche und auch am WEF in Davos ein Dauerbrenner. Das WEF nannte Technologie generell in seinem "Global Risk Report 2017" als eines von global fünf Top-Risiken, zusammen mit Naturkatastrophen, Flüchtlingswellen und Terrorattacken. 

Denn so verheissungsvoll die Übernahme "langweiliger" Tätigkeiten durch Maschinen sowie eine Steigerung des Bruttoinlandproduktes auch klingen mag. Der Trend hin zur künstlichen Intelligenz löst bei vielen Menschen auch Ängste aus. Am Ausgeprägtesten ist vor allem die Furcht vor Jobverlust. Die hohe Arbeitslosigkeit in vielen europäischen Staaten, vor allem unter den Jugendlichen, sorgen derzeit zusätzlich für Verunsicherung.

"Die Angst ist sehr verständlich und muss ernst genommen werden", sagt Meyer. Es müsse ein Verständnis geschaffen werden, um zu lernen, sich flexibel zu zeigen und neue Aufgaben annehmen zu wollen. Hier sei die Schweiz in einer äusserst guten Position. Durch das duale Bildungssystem könne den Leuten schnell geholfen werden, sich neuen Situationen anzupassen und eine neue Tätigkeit zu suchen.

Doch schliesst Meyer auch vermehrte Auflehnungen gegen diese Entwicklung nicht aus: "Führt künstliche Intelligenz zu grossen Nachteilen, wird es sehr viel Widerstand bei den Menschen und auch in der Politik geben." Deshalb sei es umso wichtiger, das den Leuten die Vorteile durch die Technologien gezeigt werden. Schlussendlich muss die künstliche Intelligenz das Leben einfacher und lebeswerter machen, um Chancen auf Erfolg zu haben.