"Auf dem Weg hin zur Normalisierung unserer Geldpolitik haben wir einige grosse Schritte getan und Leitzinserhöhungen an den Anfang des Erhöhungszyklus vorgezogen", sagte Lagarde am Dienstagabend bei einer Rede in Frankfurt. Die Europäische Zentralbank habe "die Erwartungshaltung kommuniziert, dass bei den nächsten Sitzungen weitere Leitzinserhöhungen folgen werden."
Nachdem die EZB dem Beispiel der US-Notenbank gefolgt ist und in diesem Monat den Leitzins um einen Dreiviertel-Prozentpunkt angehoben hat, diskutieren die EZB-Entscheider heftig über die nächsten Schritte. Sie sind sich zwar einig, dass weitere Massnahmen erforderlich sind, um die Rekordinflation in den Griff zu bekommen. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, welches Mass an Aggressivität angemessen ist, da die steigenden Energiekosten Europa auf eine Rezession zusteuern lassen.
Estland-Notenbanker: Zinsen schränken Wirtschaft noch nicht ein
Estlands Zentralbankchef Madis Müller forderte die EZB in einer Rede am Dienstag zu "ausreichend robusten und entschlossenen" Massnahmen auf. Die Zinsen seien noch weit von einem Niveau entfernt, das das Wirtschaftswachstum einschränken würde. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte am Montag erklärt, eine Konjunkturabkühlung allein werde nicht ausreichen, um die Preise zu dämpfen.
Lagarde bekräftigte, dass die EZB ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung treffen und dass alle Massnahmen von den eingehenden Wirtschaftsdaten abhängen werden. "Für die endgültige Höhe der Leitzinsen und den Umfang der Zinsschritte wird ausschlaggebend sein, wie sich die Inflationsaussichten entwickeln", erklärte sie in ihrer Rede.
"Aktuell sind die an einer Reihe von Grössen gemessenen Inflationserwartungen weiterhin vergleichsweise gut verankert", so Lagarde. Dies sollte jedoch "nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden."
(Bloomberg)