Hintergrund des versuchten Angriffs könnte ein Streit über Einnahmen aus dem Ölgeschäft des ressourcenreichen Wüstenstaats sein. Die NOC will dieses Geld nach eigenen Angaben "vorübergehend" in eigenen Bankkonten festhalten, bis in den laufenden Verhandlungen um die Zukunft Libyens eine "umfassende politische Lösung" erreicht ist. In den Gesprächen unter UN-Vermittlung geht es auch um die Frage, wie die Öl-Einnahmen fair an libysche Städte und Dörfer verteilt werden. Ein ranghoher Mitarbeiter habe am Montagfrüh Drohungen erhalten, teilte die NOC mit.
Nach grossen Ausfällen exportiert Libyen inzwischen wieder mehr als eine Million Barrel Rohöl am Tag. Die Einnahmen fliessen von der NOC üblicherweise direkt an die Zentralbank mit Sitz in Tripolis. Von dort werden unter anderem Gehälter von Regierungsmitarbeitern gezahlt - darunter auch Mitarbeiter des Parlaments im Osten Libyens. Dort hat die Gegenregierung ihren Sitz, die mit der Regierung in Tripolis um die Macht in dem Bürgerkriegsland konkurriert.
Die Ölanlagen Libyens befinden sich vor allem im Süden sowie im Osten des Landes. Anhänger des Generals Chalifa Haftar hatten während ihres inzwischen gescheiterten Versuchs, Tripolis zu erobern, auch Ölfelder und -häfen besetzt. Die Produktion musste daraufhin über Monate ausgesetzt werden. Künftig soll eine neue Schutztruppe aus Militärs und Zivilsten die Ölanlagen vor solchen Angriffen bewahren./jot/DP/men
(AWP)