Macron führte weiter aus: "Unsere Priorität ist es nicht, uns an die Agenda der anderen in allen Regionen der Welt anzupassen." Eine Falle für die Europäer wäre es, an einem Moment der Klärung der eigenen strategischen Position in fremden Krisen gefangen zu sein. Europa drohe dann Vasall zwischen den USA und China zu sein, obwohl man ein dritter Pol sein könne.

Macron weilte in der vergangenen Woche zu einem dreitägigen Staatsbesuch in der Volksrepublik. Das Interview wurde am Freitag während des Rückflugs geführt.

Die kommunistische Führung in Peking betrachtet das unabhängig regierte Taiwan als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung. China sucht Taiwan international zu isolieren und lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taiwan entschieden ab.

Der Konflikt um Taiwan ist ein zentrales Streitthema zwischen China und den USA. Washington hat sich seit 1979 der Verteidigungsfähigkeit der Insel verpflichtet, was bisher meist Waffenlieferungen bedeutete. Beobachter befürchten, an dem Streit könnte sich potenziell eine militärische Konfrontation zwischen den zwei Weltmächten entfachen.

Nach dem Besuch von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen in den USA setzte die chinesische Volksbefreiungsarmee am Montag ihre grossangelegten Militärmanöver in der Nähe Taiwans den dritten Tag in Folge fort.

(AWP)