Operativ laufe es seiner Versicherung aber sehr gut. "Wir hatten im April und Mai eine Delle im Absatz, konnten das aber aufholen im zweiten Jahresteil. Der Oktober war der beste Monat, den wir je hatten", sagte er. Er rechne mit einem guten Jahresresultat, wenn nicht noch "etwas Verrücktes" passiere.

Private können eine Pandemie bisher nicht versichern. Hongler fordert nun, dass sich dies ändert. "Wenn der Staat die Betriebe schliesst, muss er sich überlegen, wie er die Entschädigungen finanziert und organisiert. Kommt derjenige zum Zug, der am lautesten schreit oder am besten lobbyiert? Oder will die Politik die Verteilung im Voraus regeln?" Für diesen Fall könne die Versicherungsindustrie den Werkzeugkasten zur Verfügung stellen. Wer eine Police habe, der erhalte auch eine Deckung.

Doch bräuchte es hier ein Obligatorium, so der Mobiliar-Chef. "Der Schaden betrifft ja alle, wenn die Betriebe schliessen. Welche Branchen es genau trifft, kommt aber immer auf die Umstände an", führte er in dem Interview aus.

Mit Blick nach vorne dürfte für sein Unternehmen die Digitalisierung ein grosses Thema werden. "Die Mobiliar investiert 1 Milliarde Franken, um ihre alten IT-Systeme zu ersetzen. Erst jetzt können wir neue Werkzeuge aus der Robotik oder der künstlichen Intelligenz kostengünstig mit unseren Kernsystemen verbinden", sagte er. Ausserdem habe man digitale Firmen gekauft, die nicht mehr alle im Versicherungsgeschäft tätig sind. "Sie sitzen jetzt mit uns am Tisch, reklamieren Freiheiten und stellen Bestehendes infrage."

Ausserdem gelte es sich für die Konkurrenz durch sogenannte Insurtechs zu wappnen. "Die grosse Frage ist: Wann liefere ich bloss Produkte an ein fremdes Ökosystem, wann betreibe ich es selber?" Die Mobiliar habe zwei solcher Ökosysteme: alles rund ums Wohnen und für KMU. "Bei Ersterem bauen wir eine Palette von Produkten und Dienstleistungen rund um unser Kerngeschäft. Der Kern, das ist das Gebäude und was sich darin befindet."

Anfang Jahr überraschte die Mobiliar schliesslich auch mit einem Einstieg beim Medienhaus Ringier, das den "Blick" herausgibt. Was die Mobiliar letztlich interessiere: "Wie sprechen wir in der Online-Welt unsere Kunden mit Erfolg an?" Es sei eine goldene Chance, um von einem Unternehmen zu lernen, das diese Reise schon vor zehn Jahren angetreten habe, als die Versicherer noch gar nicht darüber nachgedacht hätten. "Das ist für uns ein riesiger strategischer Mehrwert", so Hongler.

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(AWP)