Zugleich bemühten sich Europäer, Russland und China intensiv um eine Deeskalation der Krise.

Die Regierung in Teheran bezeichnete US-Präsident Donald Trump am Sonntag als "Terrorist in Nadelstreifen" und verglich ihn mit Adolf Hitler und der radikal-islamischen IS-Miliz. Trump hatte dem Iran mit Gegenangriffen gedroht und erklärt, die USA hätten 52 Ziele im Iran im Visier. Er reagierte auf Drohungen der iranischen Revolutionsgarden, wonach 35 US-Ziele in der Region und in der israelischen Stadt Tel Aviv in Reichweite des Irans lägen.

In der Islamischen Republik versammelten sich zahlreiche Menschen zur Trauer um Soleimani. Er galt als Nummer zwei hinter dem geistlichen und staatlichen Oberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei. Am Bundeswehreinsatz im Irak, wo Soleimani am Freitag getötet wurde, will die Bundesregierung trotz der angespannten Sicherheitslage festhalten.

Trump twitterte am Samstag, das US-Militär habe Ziele im Visier, die angegriffen würden, sollte der Iran Amerikaner oder amerikanische Einrichtungen attackieren. Die Zahl 52 stehe für die der amerikanischen Geiseln bei der Besetzung der US-Botschaft in Teheran 1979. Einige Ziele seien sehr bedeutend und wichtig für den Iran und seine Kultur. Sie würden "sehr schnell und sehr hart" getroffen.

"Wie Isis, wie Hitler, wie Dschingis Khan", twitterte daraufhin Irans Informationsminister Dschawad Asari-Dschahromi und nannte die IS-Miliz mit ihrem früheren Namen. "Sie alle hassen die Kultur. Trump ist ein Terrorist in Nadelstreifen." Er werde sehr schnell lernen, dass niemand die große iranische Nation und Kultur besiegen könne.

Am Samstag hatten Irans Revolutionsgarden Angriffe in der Straße von Hormus nicht ausgeschlossen, was erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben könnte. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten. Durch sie geht etwa ein Fünftel der weltweiten Öltransporte. Die Eskalation führte auch in der Golfregion zum Kurseinbruch an den Börsen. Die Aktien des saudiarabische Ölgiganten Aramco gaben deutlich nach.

Bruch des Völkerrechtes

Russland und China warfen den USA einen Bruch des Völkerrechtes durch die gezielte Tötung Soleimanis vor. Die Außenminister Sergej Lawrow und Wang Yi telefonierten am Wochenende mit ihrem iranischen Kollegen Dschawad Sarif. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell rief in einem Telefonat mit Sarif zur Zurückhaltung auf und lud ihn nach Brüssel ein, um über die Lage im Nahen Osten und das Atomabkommen mit Iran zu sprechen.

Der deutsche Aussenminister Heiko Maas kündigte direkte Gespräche mit dem Iran an. "Wir werden in den kommenden Tagen alle Hebel in Bewegung setzen, um einer weiteren Eskalation der Lage entgegenzuarbeiten – in den Vereinten Nationen, der EU und im Dialog mit unseren Partnern in der Region, auch im Gespräch mit dem Iran", sagte er der "Bild am Sonntag". Die Lage sei nach der Tötung Soleimanis "unberechenbarer geworden".

Der britische Außenminister Dominic Raab will Anfang der Woche Maas und dessen französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian treffen. Am Donnerstag will er zu Beratungen mit US-Außenminister Mike Pompeo nach Washington reisen. Er bemühte sich in Gesprächen mit dem irakischen Regierungschef Adel Abdul Mahdi und Präsident Barham Salih um Deeskalation. Die USA hatten bei ihrem Angriff auf den Bagdader Flughafen auch den führenden irakischen Milizenführer Abu Mahdi al-Muhandis getötet. Um ihn und Soleimani trauerten am Wochenende viele Tausende Menschen im Irak und Iran. Soleimanis Leiche wurde nach Ahwas im Südwesten des Iran geflogen. Der hochdekorierte Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden soll in seiner Heimatstadt Kerman beerdigt werden.

(Reuters)