Die Polizei riegelte das Zentrum der Millionenmetropole rund um den Kreml nahezu ab. Die Sicherheitskräfte in schwerer Montur hinderten Demonstranten und Passanten mit Absperrgittern daran, zu dem geplanten Versammlungsort nahe dem Sitz des Inlandsgeheimdienstes FSB zu gelangen. Nawalnys Team rief deshalb kurzfristig zu neuen Versammlungsorten auf - ebenso wie in der Millionenmetropole St. Petersburg, wo die Innenstadt nahezu gesperrt war.

An einem der neuen Treffpunkte, an der Moskauer U-Bahn-Station Krasnaja Worota, versammelten sich am Mittag zunächst Hunderte Menschen. Die Behörden sprachen von 300 Demonstranten bei den nicht genehmigten Protesten. Sie zogen dann in einem Marsch weiter. Die Polizei verlagerte ebenfalls ihre Sicherheitskräfte. Autos hupten aus Solidarität mit den Demonstranten. Die Menschen skandierten mit Blick auf Kremlchef Wladimir Putin "Russland ohne Putin", "Freiheit für politische Gefangene" und "Russland wird frei sein".

In Moskau sperrten die Behörden zunächst sieben Metro-Stationen im Zentrum. Geschäfte und Restaurants mussten schliessen. Nawalnys Team kritisierte das bei einer Live-Übertragung der Proteste als "völlig unverhältnismässig" und erinnerte an den friedlichen Charakter der Aktionen. Die Polizei war mit einem grossen Aufgebot vor Ort. Im Zentrum standen Dutzende Gefängnistransporter bereit. Ein ähnliches Bild bot sich auch in anderen russischen Städten.

Der Opposition zufolge gab es in rund 100 Städten Aktionen. Das Portal Owd-Info zählte bis zum Mittag mehr als 650 Festnahmen. Diese Zahl stieg fast minütlich. Bei den Demonstrationen vor einer Woche kamen rund 4000 Menschen in Polizeigewahrsam. Viele kamen danach wieder frei. Einige müssen nun Geldstrafen zahlen oder in Haft.

(AWP)