Hochwirksame Impfstoffe seien wohl erst Ende 2021 verfügbar, sagte Narasimhan in einem Interview mit Bloomberg. Der heutige Konzernchef von Novartis hatte die Impfstoffabteilung des Basler Pharmakonzerns geleitet, bevor diese vor fünf Jahren an GlaxoSmithKline verkauft wurde. Selbst wenn ein solcher Impfstoff erst einmal auf dem Markt sei, werde er wahrscheinlich nicht alle schützen - wie es bei der saisonalen Grippe der Fall sei.

Narasimhan weist deswegen auf die Notwendigkeit hin, die Coronavirus-Erkrankungen zu behandeln. "Zumindest sind Therapeutika eine Brücke, bis diese hochvolumigen und hochwirksamen Impfstoffe kommen", sagte er. "Wahrscheinlich werden wir auch über den weit verbreiteten Einsatz von Impfstoffen hinaus Therapeutika für diejenigen Patienten benötigen, die immer noch am Virus erkrankt sein werden." Bei einigen der grössten Fortschritte gegen die Pandemie wurden bisher Therapien eingesetzt, bei denen Medikamente wie Steroide eingesetzt wurden, um ernsthafte Lungenschäden zu vermeiden.

Das Urteil über die ersten Impfstoffe steht noch aus. Frühe Daten von den erfolgreichsten Entwicklern werden voraussichtlich noch diesen Herbst vorgelegt werden. Der amerikanische Pharmakonzern Pfizer geht davon aus, schon im nächsten Monat Ergebnisse vorlegen zu können. 

Krebsmedikament könnte helfen

Novartis erwartet Daten aus einer grossen Studie, die zeigen, ob sein entzündungshemmendes Medikament Canakinumab Patienten mit schwerem Covid-19 bis Ende Oktober oder Anfang November helfen könne, sagte Narasimhan. Zusammen mit dem Partner Incyte untersucht Novartis, ob das Medikament gegen Blut- und Knochenmarkskrebs Ruxolitinib bei Covid-Patienten wirksam sei könnte. Es geht um Patienten, deren Immunsystem auf Hochtouren gegangen ist und begonnen hat, ihren eigenen Körper anzugreifen.

Das Pharmaunternehmen und 15 weitere Arzneimittelhersteller haben am Mittwoch der Bill and Melinda Gates Foundation eine Zusage gegeben, die unter anderem verspricht, eine faire Verteilung von Impfstoffen und Therapien weltweit zu unterstützen. Die Lieferanten entscheiden selbst, ob sie Spenden, gemeinnützige Lieferungen oder Staffelpreise verwenden.

Sie forderten auch bei der Zulassung von Medikamenten, Impfstoffen und Tests "ungerechtfertigte politische Erwägungen zu unterlassen." Damit dürften sie unter anderem auf eine Äusserung von US-Präsident Donald Trump anspielen. Trump hat eine möglichst rasche Zulassung eines Impfstoffs gefordert, notfalls, bevor die üblichen Studien durchgeführt worden sind. Auch Russland hat mit dem Medikament Sputnik-V einen Impfstoff eingeführt, der aber nicht alle Stadien der Forschung durchlaufen hat. 

(Bloomberg/cash)