FRIEDRICH HEINEMANN, ZEW:
"Dieser erste kleine Zinsschritt war mehr als überfällig und wirkt halbherzig. Die US-Inflationsrate nähert sich mit grosser Geschwindigkeit der Zehn-Prozent-Marke und auch die Inflationserwartungen sind kräftig gestiegen. Die Zentralbank muss jetzt vermeiden, dass aus einer temporären Corona- und Kriegsinflation ein längerfristiger Inflationsprozess wird. Dafür sind weit höhere Zinsen unausweichlich. Die jüngst wieder sehr starken Daten vom US-Arbeitsmarkt deuten darauf hin, dass die US-Wirtschaft auch eine globale Abschwächung als Folge des Ukraine-Kriegs verkraften kann. Vor diesem Hintergrund ist der erste Trippelschritt von 25 Basispunkten zu ängstlich ausgefallen. Die Fed läuft mit ihrer Zögerlichkeit der Inflationsdynamik hinterher."
ELMAR VÖLKER, LBBW:
"Angesichts des immer bedrohlicher anschwellenden Inflationsdrucks in den USA war es höchste Zeit, dass die US-Notenbank eine Normalisierung ihrer Geldpolitik eingeleitet hat. Da der Preisdruck durch die Folgen des Ukraine-Kriegs zusätzlich befeuert werden dürfte, ist es wahrscheinlich, dass in relativ zügiger Abfolge weitere Leitzinsanhebungen hinzukommen. Der nächste Schritt dürfte bereits auf der kommenden Sitzung Anfang Mai gemacht werden – jedenfalls, sofern es bis dahin keine starken Anzeichen gibt, dass die Folgen des Ukraine-Kriegs den US-Konjunkturaufschwung akut gefährden. Sollte sich die geopolitische Lage bis zur nächsten Fed-Sitzung deutlich entspannen, könnte sich für die US-Währungshüter gar die Frage stellen, ob sie ihre Leitzinswende nicht zu zaghaft eingeleitet haben, so dass dann ein 'grosser' Zinsschritt um 50 Basispunkte erforderlich sein wird, um die eigene Glaubwürdigkeit als Inflationsbekämpfer nicht zu gefährden."
(Reuters/cash)