Österreich ergreift wieder starke Massnahmen, um den Auswirkungen des Rekordanstiegs bei Coronavirus-Fällen auf das Gesundheitssystem des Landes entgegenzutreten. Bundeskanzler Alexander Schallenberg kündigte nach einer gemeinsamen Sitzung mit den Landeshauptleuten - das sind die Regierungschefs der Bundesländer - der Alpenrepublick in Tirol zudem eine ab Februar geltende Verpflichtung für Covid-Impfungen an.
Die Schritte gehören zu den bisher drastischsten Massnahmen eines westeuropäischen Landes, um der vierten Viruswelle Herr zu werden. Eine Inzidenz, die zu den höchsten der ganzen Welt gehört, hat in Österreich die Intensivstationen an den Rand der Kapazität gebracht. Deutschland steht inzwischen vor einem ähnlichen Stresstest. Der landesweite Lockdown in Österreich wird mindestens 20 Tage andauern. Derzeit ist geplant, dass er am 12. Dezember endet.
"Es gibt zu viele unter uns, die sich nicht solidarisch gezeigt haben", sagte Kanzler Alexander Schallenberg. "Die Erhöhung der Impfrate ist der einzige Weg, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.”
Reise-Aktien unter Druck
Europäische Aktien gaben zuvor erzielte Gewinne nach den Meldungen grösstenteils wieder ab, wobei Papiere aus der Reise- und Freizeitbranche besonders unter Druck kamen. Auch bei Schweizer Aktien schlägt Lockdowns und Einschränkungen wie der Homeoffice-Anordnung durch: Aktien des Duty-Free-Konzerns Dufry, des Kioskbetreibers Valora, des Flughafens Zürich oder des Online-Reisebüros lastminute.com werden teils stark verkauft. Europäische Airline-Aktien wie Lufthansa verloren.
Profitiert haben indessen Technologie-Aktien, besonders jene von Firmen, die davon profitieren, das Menschen wieder mehr zuhause bleiben müssen. Dazu gehört der Schweizer Peripheriegerätehersteller Logitech.
«Ganz Deutschland ist ein grosser Ausbruch»
"Wir sind in einer Situation, in der wir nichts ausschliessen sollten”, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf die Frage, ob ein weiterer Lockdown auch in Deutschland möglich sei. "Ganz Deutschland ist ein grosser Ausbruch”, sagte Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts, am Freitag bei der Pressekonferenz mit Spahn. "Dies ist ein nationaler Notfall.”
Besonders betroffen ist der Freistaat Bayern, bevölkerungstechnisch Deutschlands zweitgrösstes Bundesland. Die Regierung will Clubs und Diskotheken in stark betroffenen Regionen wieder schliessen. Auch Weihnachtsmärkte sollen abgesagt werden. Das sagte Ministerpräsident Markus Söder in München. Schulen und Kitas sollen dagegen nicht geschlossen werden.
Bayern will generell Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte einführen. Das sagt Ministerpräsident Markus Söder in München. Ausserdem werde es auch Einschränkungen im Handel und in der Gastronomie mit einer Sperrstunde um 22.00 Uhr geben.
"Das Corona-Drama geht weiter", so Söder. 90 Prozent der Corona-Patienten in Krankenhäusern seien ungeimpft. "Ungeimpft zu sein, ist ein echtes Risiko." Leider sei die Impfquote im Süden des Landes historisch niedriger als im Norden.
(Bloomberg/Reuters/cash)