"Zukünftig weniger Rendite": So lautet das diesjährige Fazit der Umfrage von Swisscanto Vorsorge unter den Schweizer Pensionskassen. Im Durchschnitt erwirtschafteten die Kassen der zweiten Säule 2015 eine Performance von 1,13 Prozent. Somit verpassten die Vorsorgeeinrichtungen nicht nur die angestrebte Zielrendite von 3,9 Prozent, sondern auch die Mindestzinsvorgabe des Bundes von 1,75 Prozent deutlich. Einerseits das Tief- beziehungsweise Negativzinsumfeld, andererseits die turbulenten Zeiten an den Aktienmärkten lassen die Renditen schrumpfen.

Die Pensionskassen hoffen, im laufenden Jahr eine Performance von 3 Prozent erreichen zu können, wie Othmar Simeon im Video-Interview zu cash sagt. "Wenn man das erreichen könnte, wären wir zufrieden", so der Leiter der Swisscanto Vorsorge, die im Besitz der Zürcher Kantonalbank ist.

Doch das Anlageumfeld bleibt anspruchsvoll. Die von Swisscanto erfassten Vorsorgeeinrichtungen erwirtschafteten im ersten Quartal mit ihren Kapitalanlagen eine geschätzte Rendite von -0,66 Prozent. Viele Obligationen, die in den Portfolios der Kassen einen Anteil von 33 Prozent ausmachen, werfen nur noch mickrige, wenn nicht gar negative Renditen ab. Und der globale Aktienmarkt in Form des "MSCI World Index" kommt 2016 bislang auf ein Minus von 1,6 Prozent.

Noch mehr Aktien in den Portfolios?

Der Aktienanteil der Pensionskassen stieg 2015 erstmals über 30 Prozent. Weil Obligationen kaum Rendite bringen, suchten Pensionskassen nach anderen Gefässen, sagt Simeon. Gut möglich, dass sie dabei auf noch mehr Aktien setzen. "Pensionskassen werden den Aktienanteil erhöhen. Aber nicht auf 50 Prozent, weil die Pensionskassen auch ein hohes Risiko tragen", so Simeon. 50 Prozent beträgt der zulässige Maximalwert.

Wenn die Ansprüche der aktuell Pensionierten gleichbleiben, gleichzeitig aber die Zinserträge sinken, dann müssen die Kassen ihre Reserven anzapfen. Deshalb sanken im letzten Jahr die Deckungsgrade der privatrechtlichen PK auf 110 Prozent, jene von öffentlich-rechtlichen Kassen auf 92 Prozent. Für Neurentner bedeutet das unter dem Strich, dass sie mit weniger Rendite rechnen müssen.

Eine andere Möglichkeit, auf die sich weiter öffnende Schere zwischen Aktiv- und Passivseite zu reagieren, wäre eine Erhöhung des Rentenalters. Heute leben Frauen nach der Pensionierung durchschnittlich noch 22 Jahre weiter, Männer 19 Jahre. Pensionskassen-Experte Simeon sieht das AHV-Alter als mögliche Schraube, an der man noch drehen könnte: "Zum Beispiel bis auf 67 oder 68. Aus heutiger Sicht ist es aber schwierig abzuschätzen, wo diese Reise hingeht."

Denn das hängt nicht zuletzt auch von politischen Entscheiden ab. Das ordentliche Pensionierungsalter liegt für Männer heute bei 65, für Frauen bei 64, soll aber bis 2021 ebenfalls auf 65 erhöht werden.

Wenig Geld landet im Tresor

Doch damit wären nicht alle Probleme gelöst. Denn es wird zusehends schwierig, ältere Leute im Arbeitsprozess zu behalten. Und die Digitalisierung und Automatisierung nimmt laufend zu. Hoffnung schöpft Simeon eher aus zukünftigen Renditen: "Vielleicht ist die Anlagesituation in zehn Jahren völlig anders, die Inflation steigt wieder und die Renditen dementsprechend auch."

Die Swisscanto-Studie hat auch untersucht, wie die Pensionskassen mit den von der Nationalbank verordneten Negativzinsen umgehen. Die Erkenntnis: Rund 70 Prozent der Institute haben Mittel ergriffen. Die Diversifikation der Bargeldbestände auf mehrere Banken gilt dabei als Hauptmassnahme. Nur 1 Prozent der befragten Kassen lagert effektiv Bargeld.

Zudem sagt Othmar Simeon im cash-Video-Interview, ob die Pensionskassen ihre Kosten im Griff haben.