Cheney ist eine ausgewiesene Kritikerin des früheren republikanischen Präsidenten Donald Trump und war auf dessen Druck hin Mitte Mai aus einem Führungsamt in ihrer Fraktion abgewählt worden. Cheney hatte am Mittwoch im Repräsentantenhaus als eine von nur zwei Republikanern für die Einrichtung des Aufklärungsgremiums gestimmt, das die Kammer ansonsten mit der Mehrheit der Demokraten beschloss. Der Ausschuss soll die Hintergründe des Angriffs auf das Kapitol untersuchen.
Anhänger Trumps hatten am 6. Januar den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Trump musste sich wegen des Angriffs einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger zuvor in einer Rede aufgestachelt hatte - was Cheney schwer verurteilte. Am Ende des Verfahrens wurde der Republikaner jedoch freigesprochen.
Im Mai hatten die Republikaner im Senat die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission zu der Attacke verhindert - trotz einer vorherigen parteiübergreifenden Einigung auf eine solche Kommission auf Ausschussebene. Im Senat haben die Demokraten zwar die Mehrheit. Allerdings ist sie denkbar knapp, so dass die Republikaner aufgrund von Verfahrensregeln die meisten Vorhaben blockieren können. Die Demokraten entschieden daraufhin, aus eigener Kraft ein Gremium im Repräsentantenhaus zu installieren, wo sie die Mehrheit haben.
McCarthy liess am Donnerstag offen, ob sich ausser Cheney überhaupt Mitglieder seiner Fraktion in dem eingerichteten Ausschuss engagieren werden. Fünf Sitze sollen "nach Beratung" mit dem republikanischen Minderheitsführer noch besetzt werden. McCarthy wies auch Medienberichte zurück, wonach er damit gedroht habe, republikanischen Abgeordneten andere Ausschussposten wegzunehmen, falls sie von Pelosi einen Sitz in dem Gremium zum 6. Januar annehmen sollten.
(AWP)