Tamedia: "Ärgernis sondergleichen"

Für Tamedia ist es ein "Ärgernis sondergleichen, dass die Credit Suisse von der Nationalbank gerettet werden muss". Trotzdem sei die Unterstützung nötig, damit sich die Bank - die eigentlich kein Liquiditätsproblem habe - aus der Abwärtsspirale befreien könne. Denn sie stecke in einer "existenzbedrohenden Vertrauenskrise, die sie selber mit einer unglaubwürdigen Kommunikation weiter anheizt". Die SNB sei mit der Unterstützung ihrem Auftrag nachgekommen, für Finanzstabilität zu sorgen.

Die Politik müsse nun aber aktiv werden. So müssten die Eignung der derzeit gültigen Eigenkapitalquote und strengere Auflagen für Löhne und Boni von Topmanagern geprüft werden. Dazu könnten Vermögensverwaltungs- und Geschäftsbanken von Investmentbanken getrennt werden. Weiter solle die Finma schärfere Mittel erhalten, etwa Bussen verhängen können.

NZZ: "Operation geglückt, Patient schwach, aber vorerst stabil"

"Die Operation ist geglückt, der Patient schwach, aber vorerst stabil", hiess es in der "Neuen Zürcher Zeitung". Entscheidend für das Überleben der CS sei nun das Vertrauen der Kunden. "Die Credit Suisse hat dieses Vertrauen mit ihrer Serie an Skandalen und Peinlichkeiten über die Jahre erschüttert."

Dem Vertrauensschwund habe auch die derzeitige Führung um Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und Firmenchef Ulrich Körner nichts entgegenzusetzen. "Der Credit Suisse fehlt eine Figur, die inner- und ausserhalb der Bank den Glauben an eine Wende zum Guten zurückbringen kann."

Die 50 Milliarden der SNB könnten vielleicht eine Chance bieten, den im Herbst initiierten Strategiewechsel eigenständig abzuschliessen, zweifelt die "Neue Zürcher Zeitung". Vielleicht komme aber auch bald der Moment, ein Zusammenschluss mit einer stärkeren Partnerbank anzustreben.

Blick: Keine Vision

Nach der "beruhigenden" Finanzspritze - deren Einsatz schon schlimm genug sei - sei es nun an der CS-Führung zu beweisen, dass die Unterstützung verdient sei. "Klares Auftreten, Leadership zeigen, Verantwortung übernehmen - das ist das Mindeste, was von Körner und Lehmann jetzt erwartet wird", schreibt "Blick". Dabei bezweifelt die Zeitung, dass die beiden das nötige Rüstzeug mitbringen. "Eine Vision oder konkrete Pläne, wie die verlorenen Vermögen irgendwann mal wieder zur Credit Suisse zurückfinden sollen, bringen sie nicht rüber."

CH Media: Nicht zu helfen, wäre "dumm"

Die "CH Media"-Titel resümieren, die Schweiz wäre aus Reputationsgründen schlicht "dumm", eine Bank mit "Suisse" im Namen fallen zu lassen. Dazu könne nach der UBS-Rettung 2008 eine andere Grossbank mit fast 20'000 Angestellten nicht im Stich lassen. "'Too big to fail'-Gesetz hin oder her." Trotzdem sei es bedauerlich, dass die SNB einschreiten müsse. "Denn eine inländische Marktlösung wäre naheliegend gewesen: dass die kerngesunde UBS die Credit Suisse übernimmt." Das sei besser als ein Verkauf ins Ausland.

Südostschweiz: Grundlegende Probleme bleiben

Gegen die Angst der Anleger gebe es nur ein Rezept: Vertrauen und Sicherheit schaffen, schreibt die "Südostschweiz". Das habe die SNB gemacht. "Ein starkes Signal. Eines, das kurzfristig Wirkung zeigt." Die CS sei damit aber nicht aus dem Schneider, die grundlegenden Probleme blieben. "Solange die CS den Abfluss von Kundengeldern nicht stoppen und die Anleger nicht davon überzeugen kann, mit dem neuen Geschäftsmodell die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen zu haben, bleibt sie verwundbar - und ein Spielball der Märkte."

Liberté: CS muss Lektion lernen

Die Freiburger Zeitung La Liberté forderte die Credit Suisse auf, "die Lektion aus der Katastrophe zu lernen, die sie beinahe mitgerissen hätte". Nach Ansicht der Westschweizer Zeitung kann die Zürcher Bank nicht "lebenslang" am SNB-Tropf hängen oder ein staatliches Institut werden. "Vertrauen kann man nicht wie eine an der Börse notierte Aktie kaufen", urteilte sie.

ra/

(AWP)