Die Schweiz hat im Mai erstmals seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs wieder russisches Gold importiert. Genau genommen waren es 3,1 Tonnen im Wert von knapp 200 Millionen Franken, was etwa 2 Prozent der gesamten Goldeinfuhren umfasste.

Das ging aus den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung für den Mai hervor. Fast das gesamte Gold war zur Veredelung in Raffinieren oder zur sonstigen Verarbeitung deklariert gewesen. Schweizer Goldraffinerien wie Valcambi, Metalor oder Arcor-Heareus  sind für einen Grossteil der weltweiten Goldverarbeitung verantwortlich. 

Die Meldung der russischen Gold-Importe in die Schweiz sorgte weltweit für Aufsehen und Irritationen, vor allem in der englischsprachigen Welt. Es sind international zwar keine Saktionen auf russichem Gold ausgesprochen worden. Dennoch hatte etwa die London Bullion Market Association im März die Mitgliedschaft von sechs russischen Silber- und Goldraffinerien suspendiert.

Der Verband der Schweizer Edelmetallindustrie (ASFCMP), der 14 Mitglieder (inklusive die UBS) umfasst, stellt am Donnerstag nun aber klar, dass keines seiner Mitglieder im Mai Gold aus Russland importiert habe. "Nach Kontaktaufnahme mit seinen Mitgliedern bestätigt die ASFCMP, dass keines seiner Mitglieder für diese Importe verantwortlich ist", lässt sich der Verband bei Bloomberg in einer Mitteilung zitieren, die nicht auf der ASFCMP-Website zu finden ist. Der Verband betont, dass "dubioses Gold" in der Schweiz nichts zu suchen habe. Über seine Mitglieder vertritt die ASFCMP 95 Prozent des in der Schweiz geschmolzenen und raffinierten Edelmetallvolumens, davon 90 Prozent Gold.

Am Freitag wendet sich auch die Zollverwaltung an die Öffentlichkeit. Aus rechtlichen Gründen dürften keine Angaben zu den Importeuren des Goldes gemacht werden, schreibt sie in einer Mitteilung. "Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit überprüft jedoch die betroffenen Einfuhren". Der Import von Gold aus Russland in die Schweiz sei gemäss der Verordnung über Massnahmen im Zusammenhang mit der Situation in der Ukraine nicht verboten.  Sämtliche ab dem 7. März 2022 von russischen Raffinerien hergestellte Barren dürften in der Schweiz nicht mehr gehandelt werden. Barren, die vor dem 7. März 2022 von russischen Raffinerien hergestellt wurden, dürften jedoch grundsätzlich weiter gehandelt werden. Für Gold in anderer Form (Schmuck, Goldmünzen) bestünden keine Handelsrestriktionen.

Über die Landesgrenzen hinaus stellt man sich die Frage, wer der Käufer des importierten russischen Goldes nun tatsächlich gewesen ist. Die Plattfrom "Business Insider" stellt die Vermutung auf, dass das Gold die Schweiz bereits wieder verlassen haben könnte, nachdem das Edelmetall in einem Freihandelslager gelegen hatte. Aber auch das wäre nicht unbedingt eine reputationsfördernde Tatsache für die Schweiz.