Die Rendite der zehnjährigen Anleihe der Eidgenossenschaft erreicht am Freitag minus 0,602 Prozent. Das bisherige Rekordtief lag bei 0,600 Prozent und datiert vom Oktober 2016. Genauer gesagt handelt es sich beim Wert um die täglich von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) errechnete Durchschnittsrendite für Bundesobligationen.
Dass die Rendite der "Bundesobli" einen neuen Tiefenrekord erreichen würde, war nur eine Frage der Zeit. Seit Herbst des letzten Jahres steigen die Kurse der Obligationen konstant, was die Rendite der Anleihen im Gegenzug sinken lässt. Letztmals lag die Rendite des "Eidgenoss" am 26. November 2018 im positiven Bereich, wie Zahlen der SNB zeigen.
Renditenverlauf der zehnjährigen Schweizer Staatsanleihe in den letzten fünf Jahren.
Die Schweiz ist keine Ausnahme: Weltweit erreichen die Renditen von Staatsobligationen in den letzten Wochen neue Tiefstände. Vor allem Obligationen aus Ländern mit gutem Bonitätszeugnis sind bei Investoren gefragt. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe Deutschlands fiel am Donnerstag auf ein neues Rekordtief von minus 0,409 Prozent. Damit rentieren die Bundespapiere erstmals unter dem Zins für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank.
Erklärt werden die fallenden Kapitalmarktzinsen vor allem mit der Aussicht auf eine erneute geldpolitische Lockerung grosser Notenbanken, weil sich das wirtschaftliche Umfeld abschwächt. Zudem verunsichern geopolitische Geplänkel die Investoren, sie flüchten daher in sichere Investitionen. So stiegen in den letzten Wochen auch der Franken und Gold deutlich. Käufer der Staatsanleihen und damit Treiber der Kurse sind Institutionelle Investoren wie Pensionskassen.
Schuldenmachen lohnt sich
Die tiefen Zinsen am Kapitalmarkt sind positive Nachrichten für Schuldenmacher. Hypothekarkredite in der Schweiz etwa dürften noch günstiger werden als sie ohne hin schon sind. Auch die Eidgenossenschaft kann sich im Prinzip über die Tiefzinsen freuen, denn das Schuldenmachen wird zum Geschäft. Verschuldet sich die Schweiz zum Beispiel mit 100 Franken via Staatsanleihe, dann kriegt sie dafür vom Investor derzeit über 60 Rappen bezahlt, anstatt Zinsen bezahlen zu müssen.
Die Zinsentwicklung der letzten Monate zeigt übrigens wieder einmal auf, wie schwierig bis unmöglich es ist, die "langen" Zinsen zu prognostizieren. Zu Jahresbeginn gingen die allermeisten Marktbeobachter davon aus, dass die Rendite der zehnjährigen Schweizer Staatobligation zu Jahresmitte 2019 etwa bei 0 Prozent läge. Und bei plus 0,25 Prozent Ende 2019. Diese Prognose dürfte bereits jetzt Makulatur sein.