Am Messpunkt Kaub nahe Koblenz wird laut der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes der Pegel voraussichtlich unter die Marke von 40 Zentimetern fallen. Unterhalb dieses Niveaus ist es für viele Lastkähne nicht mehr wirtschaftlich, den Fluss zu befahren. 

Am Freitagmorgen zeigte der Pegel zuletzt 42 Zentimeter. Im Tagesvergleich ist er damit fünf Zentimeter gesunken. 

Der Wassermangel verschärft die Engpässe in der Energieversorgung, die infolge des russischen Ukrainekriegs Industrie und Verbraucher belasten. Über den Rhein werden auch Chemikalien, Schüttgut wie Kohle und Getreide sowie Papierprodukte transportiert.

Der Chemiekonzern BASF hat wegen des flachen Fahrwassers bereits spezielle Flachwasserschiffe gebucht und setzt beim Warentransport verstärkt auf die Schiene. Obwohl es derzeit keine Auswirkungen gibt, kann das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht ausschliessen, dass die Produktionsmengen einiger Anlagen in den kommenden Wochen reduziert werden.

Kohleversorgung gefährdet

Der Energieversorger Uniper erklärte am Donnerstag, er werde nicht genügend Kohle über die Schiene geliefert bekommen können, um seine Kraftwerke über einen längeren Zeitraum mit voller Kapazität zu betreiben. Uniper hatte schon zuvor angekündigt, die Produktion im Kraftwerk Staudinger-5 bis in den September hinein wegen Kohlemangels drosseln zu müssen.

Beim Stahlproduzenten Thyssenkrupp erörtert ein Krisenstab täglich die Lage. Um die Versorgung seines Werks in Duisburg zu sichern, setzt Thyssen auch auf Schiffe mit geringerem Tiefgang.

Bei Flachwasser können Lastkähne nicht ihre volle Kapazität an Bord nehmen. Das passiert zwar immer wieder, aber der Pegel in Kaub war nach offiziellen Angaben zu dieser Jahreszeit seit mindestens 2007 nicht mehr so niedrig wie derzeit. Bis Montagfrüh soll der Pegel dort auf 33 Zentimeter sinken. Diese Zahl gibt nicht die tatsächliche Tiefe des Flusses an, sondern ist ein Mass für seine Schiffbarkeit.

Laut Facts Global Energy könnte der Handel mit 400'000 Barrel Ölprodukten pro Tag entlang über den Rhein unterbrochen werden. Das entspricht in etwa der Kapazität der grössten europäischen Ölraffinerie.

(Bloomberg)